Abydos – Umm el Qaab bezeichnet eine Nekropole der ägyptischen Vorgeschichte und Frühzeit (ca. 3900-2700 v.Chr.). Der älteste Teil der Nekropole umfasst ca. 650 Grubengräber. Er entwickelt sich aus einem Friedhof mit zunächst einfachen Grubenbestattungen im Sand zu einer Elitennekropole. Besonderer Bedeutung kommt dem Grab U-j (um 3250 v.Chr.) zu. Kleine Anhängetäfelchen aus Knochen oder Elfenbein, die an Keramik-Krügen aus dem Grab befestigt waren, tragen die ersten Belege der ägyptischen Hieroglyphenschrift!
In der 0.-2. Dynastie (ab 3100 v. Chr.) finden sich in Abydos die ältesten Königsgräber Ägyptens – teilweise gewaltige unterirdische Anlagen mit zahlreichen Nebengräbern. Ihre Inhaber, wie König Narmer und Hor-Aha werden als Begründer des Pharaonischen Territorialstaates betrachtet, dessen Gebiet vermutlich schon damals vom 1. Katarakt im Süden bis zur Mittelmeerküste reichte. Im Verlauf der pharaonischen Geschichte, vor allem ab dem Mittleren Reich (um 2000 v.Chr.) gewann die Nekropole erneut an Bedeutung. Man vermutete hier das Grab des Gottes Osiris, weswegen über zwei Jahrtausende hinweg Rituale ausgeübt und Opfergaben in Form von Keramikgefäßen niedergelegt wurden. Das verlieh dem Ort seinen heutigen Namen Umm el-Qaab (‘Mutter der Tonschalen’).
Seit 1977 arbeitete das DAI Kairo in Abydos und hat mit seinen Forschungen maßgeblich zu unserem Verständnis der Entstehung des frühen Königtums, der ägyptischen Hieroglyphenschrift, Verwaltung und materieller Kultur sowie monumentaler Architektur beigetragen.
In Gedenken an den langjährigen Grabungsleiter Prof. Günter Dreyer, der am 12. März 2019 verstarb.