Der Tall Hujayrat al-Ghuzlan (“tall” arab. für [Siedlungs-]Hügel) befindet sich in einer Geröllwüste nördlich der modernen Stadt Aqaba in Jordanien. Der Fundplatz aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. zeichnet sich durch seine Vielzahl an Funden aus, die mit Metallverarbeitung in Verbindung gebracht werden können. An unterschiedlichen Stellen innerhalb des Siedlungskomplexes stieß ein Team der Orient-Abteilung des DAI auf Fragmente und vollständige Exemplare von Gußtiegeln und -formen, die zur Verarbeitung von Kupfer genutzt wurden.
Zusammen mit Funden wie Kupferbeilen und -meißeln sowie zahllosen Schlackeresten und gelegentlich auch Rohkupfer sind sie der Nachweis für eine Metallverarbeitungsindustrie in Hujayrat al-Ghuzlan, die zu den frühesten der Region zu zählen ist. Die Gußformen stellen zudem einen indirekten Nachweis weiträumiger Kontakte bis nach Ägypten dar, wo es Kupferbarren in gleicher Form und Größe gab. Dass diese Beziehungen in beide Richtungen funktionierten, zeigt das in Hujayrat entdeckte Fragment einer sog. “libyschen Steinvase”, die fraglos aus dem Land am Nil importiert wurde.
Neben der Erforschung der frühen Metallverarbeitung stand auch die Ausdehnung und Struktur der Siedlung von Tall Hujayrat al-Ghuzlan im Fokus des Projekts. Besonders hervorzuheben ist hierbei ein Komplex im Westen des Talls, der sich durch bisher einzigartige Wandverzierungen auszeichnet. Die Darstellungen von Steinböcken, Menschen, Raubtieren sowie menschliche Handabdrücke sind einst mit Fingereindrücken in den noch feuchten Lehmverputz der Wände gebracht worden