Die prunkvollen Objekte aus dem Grab des Tutanchamun (14. Jahrhundert v. Chr.) sind der wohl bekannteste Grabschatz weltweit. Doch ein Teil schlummerte fast 100 Jahre fast vergessen im Magazin des Ägyptischen Museums in Kairo. Es handelt sich um rund 100 figürlich und ornamental dekorierten Goldblechbeschlägen. Sie wurden seit ihrer Entdeckung durch Howard Carter im Jahr 1922 weder restauriert noch wissenschaftlich aufgearbeitet.
Ein Projekt des DAI Kairo will dies seit 2013 in Partnerschaft mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, dem Institut für die Kulturen des Alten Orients der Universität Tübingen und dem Ägyptischen Museum in Kairo ändern. Ein bedeutender Aspekt des Forschungsvorhabens liegt in der Restaurierung und archäometrischen sowie technologischen Untersuchung der Goldbleche und ihres Trägermaterials. Neben der Restaurierung soll geklärt werden, welche Funktion die Goldbleche einst hatten. Sehr wahrscheinlich verzierten sie Waffen und Streitwägen. Durch ihre Erforschung erhofft sich das Team völlig neue Informationen zu Waffen-, Wagentechnologie und -ausstattung Ägyptens. Sehr interessant ist aber auch die Verzierung. Ein großer Teil der Stücke ist mit traditionell ägyptischen Darstellungen und Motiven dekoriert, ein weiterer Teil lässt jedoch deutliche vorderasiatische bzw. „internationale“ Einflüsse erkennen. Ein Beleg für die internationale Vernetzung Ägyptens im Neuen Reich und den kosmopolitischen Hof Tutanchamuns, der unterschiedliche Kultureinflüsse des Vorderen Orients und des östlichen Mittelmeerraums zeigt.
Weitere Informationen zum Projekt:
https://www.dainst.org/project/63504
e-Forschungsbericht: https://publications.dainst.org/journals/efb/1745/4654