Eindrucksvolle steinzeitliche Großsteinbauten wie das berühmte Stonehenge sind vor allem aus dem Westen und Norden Europas bekannt. Europäische Forschungsreisende berichteten aber bereits im 19. Jahrhundert über ähnliche Monumente in verschiedenen Regionen Afrikas und Asiens. Handelte es sich etwa um eine weltweites Phänomen? Vor allem deutsche Forscher vermuteten eine Verbindung zwischen Monumenten im Osten Indiens und jenen in Europa. Die moderne Forschung hat diese Annahmen jedoch widerlegt. Schon die zeitlichen Unterschiede sind beträchtlich. Die Anlagen in Europa sind Jahrtausende älter als jene in Asien. Dennoch ist es auch für die europäische Forschung ein Gewinn, sich mit Phänomen aus einer weltweiten Perspektive auseinanderzusetzen. Insbesondere für die asiatischen Regionen verfügen wir neben dem reichen Bestand an Monumenten auch über überlieferte Berichte, die uns Einblicke in ihre Errichtung geben, in die damit verbundenen Feste und die Sozialstrukturen der Erbauer. In einigen Regionen lebte die Tradition der Megalithgräber sogar bis in unsere Gegenwart fort.
Eingebettet in das DFG-Schwerpunktprogramm „Frühe Monumentalität und Soziale Differenzierung“ führte die Römisch-Germanische Kommission in Kooperation mit der Universität Kiel dazu Feldforschungen auf der indonesischen Insel Sumba und im ostindischen Nagaland (s. Tag 25) durch. Auf Sumba besuchte das Team mehr als 20 Dörfer, in denen noch heute Gräber errichtet und genutzt werden. Die Architektur der Gräber wurde fotografisch dokumentiert und vermessen. Zahlreiche Interviews mit den Dorfbewohnern lieferten Informationen über die Bestattungsriten, technische Hintergründe zum Grabbau und dem Transport der Steine sowie den Festen.