Kaum eine Gegend Ägyptens ist derart reich an pharaonischen Felsinschriften und prähistorischen bis modernen Felsbildern wie die Landschaft des Ersten Nilkataraktes rund um die moderne Stadt Assuan. Sie finden sich zu Tausenden auf den Oberflächen der hoch aufragenden Granit- und Sandsteinfelsen.
Bereits ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. hatten nicht-sesshafte, aus den westlichen Wüstengebieten ins Niltal einwandernde Gruppen begonnen, geometrische oder figürliche Darstellungen zu hinterlassen. Vermutlich wollten sie auf diese Weise territoriale Ansprüche markieren. Diese Tradition setzte sich in pharaonischer und ptolemäisch-römischer Zeit fort. Es finden sich aber auch Inschriften und Bilder aus dem 19. Jahrhundert und zeugen von einer Jahrtausende langen Kontinuität dieser besonderen Art der Kommunikation.
Heute sind die Bilder durch Umwelteinflüsse und Überbauung stark bedroht. Ein seit 2010 laufendes Projekt des DAI Kairo in Kooperation mit dem Ministerium für Altertümer hat sich daher verstärkt ihrer Dokumentation und ihrem Erhalt angenommen. Die neu entdeckten und aufgenommenen Bilder und Texte liefern wichtige historische und chronologische Informationen und bieten Einblicke zu Topographie und Gesellschaft der Region in pharaonischer Zeit. Zum Beispiel berichten sie von ägyptischen Feldzügen nach Süden, wirtschaftlich motivierten Expeditionen oder von großen Bau- bzw. Steinbruchprojekten.
Das DAI Kairo ist im Rahmen seiner Forschungen auf Elephantine (s. Tag 11) bereits seit Ende der 1980er Jahre auch epigraphisch in der Region tätig gewesen und hat vor allem die zahlreichen Inschriften auf und im direkten Umkreis der Insel aufgenommen.