Die Digitalisierung eröffnet der Archäologie neue Möglichkeiten und Chancen. Durch das einheitliche digitale Erfassen von Objekten wird erstmals der Vergleich einer Vielzahl von meist an unterschiedlichen Orten aufbewahrten Funden möglich (Stichwort Big Data) und schafft neue Wissensbestände, die weltweit vernetzt und zugänglich sind. Diese sogenannten Ding-Editionen umfassen nicht nur mobile, vom Menschen hergestellte Gegenstände wie beispielsweise Münzen, sondern auch menschliche bzw. tierische Knochen oder botanische Reste bis hin zu komplexen Bauwerken. Die Objekte werden beschrieben, klassifiziert und um weitere Informationen wie den Fundkontext, Geodaten, naturwissenschaftliche Analysen oder Literatur ergänzt.
Doch stellen diese digitalen Editionen die Forschung auch vor Herausforderungen bei der methodischen und technischen Umsetzung. Wie werden Normdaten definiert, wie die Daten dauerhaft archiviert? Wie wird der Zugang geregelt, wer darf Daten erheben und wie werden sie veröffentlicht? Aber auch: Welche Auswirkungen haben virtuelle Sammlungen auf die Originale und die Praxis des Sammelns in Museen?
Diese und andere Fragen des Forschungsdatenmanagements werden natürlich bereits intensiv auf nationaler und internationaler Ebene diskutiert. Doch besteht für die konkrete Umsetzung in der Archäologie noch Diskussions- und Handlungsbedarf.
Mit der verstärkten Förderung der Digitalisierung und des Forschungsdatenmanagements durch den Bund konnte am DAI 2019 ein neues standortübergreifendes Forschungsdatenmanagementprojekt ins Leben gerufen werden. An der Römisch-Germanischen Kommission nimmt man in Kooperation mit zahlreichen Partnern speziell die Ding-Editionen in den Blick. Ziel ist die Entwicklung archäologischer Normdaten für die Beschreibung von Funden und Forschungspraktiken (z.B. Metall- oder Bodenanalysen). Zudem ist es wichtig, einen benutzerfreundlichen Zugang zu gewähren. Konkrete Digitalisierungsprojekte der RGK werden dazu mit den Kooperationspartnern diskutiert, woraus Best-Practice-Leitfäden entstehen sollen.
Ob und wie die neue Art des Editieren und Vernetzen von Dingen die Forschung oder die Wahrnehmung von Dingen verändern wird, werden erst zukünftige Generationen beurteilen können.