Der Göbekli Tepe (“bauchiger Hügel”) liegt ca. 15 Kilometer östlich der modernen Stadt Şanlıurfa in der Südosttürkei. Er entstand zwischen 9.500-8.000 v. Chr. und stellt eine einzigartige Quelle zur Geschichte des Umbruchs von jägerischen Gesellschaften zum Bauerntum (sog. Neolithisierung) dar.
Die gewaltigen Steinkreisanlagen, die sich im künstlichen Hügel des Göbekli Tepe verbargen, gehören zur weltweit ersten Monumentalarchitektur. Ihre monolithischen, t-förmigen Pfeiler mit bis zu 6 Metern Höhe und 20 Tonnen Gewicht sind teilweise in Hoch- und Flachrelief mit verschiedensten Tieren und Symbolen verziert oder stellen in stilisierter Weise menschliche Körper dar.
Nach der ersten Entdeckung durch ein türkisch-amerikanisches Survey-Projekt im Jahr 1963 begannen 1995 die systematischen Ausgrabungen der Abteilung Istanbul des DAI in Kooperation mit dem Şanlıurfa Museum. Seit 2009 werden die Arbeiten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert.
Schon bald wurde der Göbekli Tepe als religiöser Platz oder Heiligtum interpretiert. Spätere Hypothesen vermuten, dass die Bedürfnisse der Glaubenswelt der prähistorischen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften technologische Innovationen und die Domestikation von Tieren und Pflanzen auslösten. Eine bahnbrechende Erkenntnis für die Wissenschaft, die zuvor der Annahme war, dass umgekehrt erst die Domestikationsprozesse wesentlich für die Entstehung von Religion waren. Inzwischen hebt ein interdisziplinäres Team des DAI, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Freien Universität Berlin in enger Zusammenarbeit mit der Grabungsleitung im Şanlıurfa Museum die Bedeutung des Göbekli Tepe als Siedlung von Jägern und Sammlern hervor. Neue Erkenntnisse zur Entstehung der monumentalen Strukturen, der Stratigraphie des Hügels und die zahlreichen Funde werden aber weiterhin die Hypothesen zu diesem weltweit einmaligen Ort verändern.
Seit 2018 zählt der Göbekli Tepe zum UNESCO-Weltkulturerbe.