Heute vor genau 10 Jahren gelang einem Team der Römisch-Germanischen Kommission des DAI in Waldgirmes – einer römischen Siedlung aus der Zeit um Christi Geburt in der Nähe von Wetzlar – ein außergewöhnlicher Fund. In einem 12 Meter tiefen Brunnen stießen sie auf einen lebensgroßen vergoldeten Pferdekopf.
Das Kopfgeschirr des Pferdes ist reich mit figürlich verzierten Scheiben geschmückt. Die drei seitlichen Medaillons tragen halbplastische Büsten der Göttin Victoria. Vermutlich gehörte der Pferdekopf einst zu einem bronzenen Reiterstandbild des Augustus, das auf dem Forum von Waldgirmes aufgestellt war. In einem Bildersturm, der wohl im Zusammenhang mit der für die Römer verlorenen Schlacht im Teutoburger Wald steht, wurden die Statuen zerschlagen und teilweise in dem Brunnen entsorgt.
Von 1993-2009 forschte die Römisch-Germanischen Kommission in einem gemeinsamen Projekt mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Abt. Hessen-Archäologie, in der zivilen römischen Siedlung von Waldgirmes. Zuvor waren nur römische Militäranlagen aus der rechtsrheinischen Germania bekannt. Obwohl bereits antike Schriftsteller wie Tacitus und Cassius Dio eine differenziertere politische Situation am Vorabend der „Schlacht im Teutoburger Wald” (9 n. Chr.) beschreiben. Im hessischen Waldgirmes fanden die Archäologen erstmals einen Beweis für diese Berichte. Sie legten die Reste eines antiken Forums, Grundrisse von römischen Wohngebäuden aber auch einheimische Gebäudestrukturen frei. Im Innenhof des 2000 qm großen Forums kamen außerdem fünf Fundamentgruben für Statuen zutage. Kleine Fragmente von mindestens drei Statuen konnten an verschiedenen Stellen der Ausgrabung geborgen werden.
Aktueller e-Forschungsbericht: urn:nbn:de:0048-journals.efb-2016-2-p28-30-v4469.9