Die Entstehung der ersten Städte und urbaner Systeme im Vorderen Orient wird schon lange intensiv erforscht. In der südlichen Levante des 4. Jahrtausends standen bisher vor allem die großen Zentren im Fokus des wissenschaftlichen Interesses, während die kleineren, dörflichen Siedlungen häufig unbeachtet blieben.
Tel Yaqush im zentralen Jordantal gelegen bietet die einzigartige Möglichkeit, ein von Landwirtschaft geprägtes Leben in Zeiten dramatischer politischer, ökonomischer und sozialer Umwälzungen zu untersuchen. Die Siedlung wurde in der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. gegründet und behielt ihren nicht-städtischen Charakter für mehr als 1000 Jahre bei – während andere Orte in der Region verlassen, zerstört oder als urbane Zentren neu aufgebaut wurden. Ab 2.800 v.Chr. ließ sich zudem eine neue Bevölkerungsgruppe in Tel Yaqush nieder, deren Hinterlassenschaften auf ihre Herkunft aus der Kaukasusregion schließen lassen.
Die lange Besiedlungsgeschichte des Fundplatzes erlaubt es, alle Aspekte kulturellen Wandels, sozialer Netzwerke und interkulturellen Austausches sowie die Vermischung einheimischer und zugewanderter Gruppen zu erforschen. Dieser Aufgabe hat sich die Eurasien-Abteilung in Kooperation mit dem Museum for Archaeology and Anthroplogy der University of Pennsylvania angenommen.