In der Nachkriegszeit entstanden im Nahen Osten souveräne Staaten, die im Zuge des „Nation Building“ ein starkes Interesse an ihrer antiken Vergangenheit entwickelten und Kooperationspartner suchten.

Im mesopotamischen Uruk, dem heutigen Warka im Irak, kamen bereits vor 100 Jahren erste Zeugnisse urbanen Lebens ans Tageslicht. 1954 übertrug die landeseigene Antikenverwaltung dem DAI die Grabungslizenz. Ein Jahr später wurde die Abteilung in Bagdad gegründet, mit dem Schwerpunkt der Erforschung der Kulturen Mesopotamiens von der Vorgeschichte bis zum islamischen Mittelalter. Die Jemen-Expedition in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts steigerte das zunehmende Interesse an der Vielfalt der südarabischen Kultur und führte zur Gründung einer Außenstelle in Sanaa. Der Untersuchung der prähistorischen und historischen Kulturen Syriens, widmet sich seit 1980 die sogenannte Station Damaskus.
Im Jahr 1996 schließlich hat das DAI seine im Vorderen Orient angesiedelten Forschungsprojekte und -standorte in einer eigenen Abteilung zusammengefasst. Aus den Einrichtungen wurden Außenstellen der Orient-Abteilung, die seitdem ihren Sitz in Berlin hat.
Das historische Gebäude der Außenstelle Sanaa im Herzen der Altstadt von Sanaa (Foto: DAI Orient-Abteilung) Bibliothek der Außenstelle Damaskus (DAI Orient-Abteilung)
Die Projekte der Abteilung erforschen heute kulturgeschichtlich bedeutende Orte und Landschaften des Vorderen Orients, seien es prähistorische Siedlungsplätze und Heiligtümer, Zentren früher mesopotamischer Hochkulturen, Oasen und Karawanenstationen an der Weihrauchstraße, Städte hellenistisch-römischer Zeit oder Siedlungen und Bauwerke aus spätantiken und islamischen Perioden. Die Orient-Abteilung ist über ihre Arbeitsschwerpunkte hinaus auch in der Südosttürkei und seit einigen Jahren auch in Ostafrika (Äthiopien) aktiv.
Wichtiger Bestandteil der Forschungen sind heute vor allem der Schutz und der Erhalt von Kulturerbe, aber auch die touristische Erschließung. Dafür werden mit verschiedenen Kooperationspartnern Projekte und Fortbildungsprogramme entwickelt (s. Tag 71, ArchHerNet). Nachwuchswissenschaftler erhalten Einblicke in Arbeitsweisen und Techniken der Abteilung. Auch der Austausch mit Nachbardisziplinen ist fester Bestandteil der Arbeit. So werden Projekte mit den Naturwissenschaften geführt, die Erforschung vor-und frühgeschichtlicher Zeugnisse der Musik in Kulturen der Welt gefördert und Ausstellungen in Museen organisiert.
Speicherbauten im Nordostareal von Shir (Foto: Thomas Urban, DAI) Grabstele mit in die Nische eingesetztem Alabasterkopf als Abbild des Verstorbenen (Foto: DAI Sanaa) Restaurierungsarbeiten in Sirwah (Foto: DAI Orient-Abteilung) Übergabe des touristischen Leitsystems im Jahr 2000 (Foto: C. Bührig, DAI) Über die Reste einer arabischen Wohnsiedlung blickt man auf den mächtigen Bacchustempel. Im Hintergrund die sechs erhaltenen römischen Säulen des Jupiterheiligtums (Foto: DAI Orient-Abteilung) 3D reconstruction of the ziggurat at Uruk. The ziggurat for the goddess of love and war Inanna/Ishtar was erected under King Urnamma, Uruk c. 2110 BC | © DAI/artefacts-berlin.de
Publikationen wie die ‘Zeitschrift für Orient-Archäologie’ und Reihen wie die ‘Baghdader Forschungen’, die ‘Damaszener Forschungen’ oder die ‘Archäologischen Berichte aus dem Yemen’ werden regelmäßig von der Abteilung und der einzelnen Außenstellen veröffentlicht. Neben den Bibliotheken verfügt die Abteilung über ein umfangreiches Archiv sowie eine Fotothek mit etwa 100.000 Aufnahmen.