Das Kastell Euryalos, dessen Name sich von einer antiken Flurbezeichnung herleitet, liegt etwa 8 km von der eigentlichen Stadt Syrakus (s. Tag 181) entfernt und bildet den westlichen Abschluss der Stadtmauer auf der Hochfläche von Epipolai. Die Untersuchungen des DAI Rom in Zusammenarbeit mit der Soprintendenza Beni Culturali ed Ambientali Siracusa konnten in der knapp zweihundertjährigen Nutzung des Kastells vier Bauphasen nachweisen, die jeweils den neuesten Stand der Kriegstechnik wiedergeben.
Die gesamte Anlage hat eine Ausdehnung von rund 180 m in Nord-Süd- und 420 m in Ost-West-Richtung. Mit ihrem unterirdischen Gangsystem und den drei gestaffelten Gräben im Vorfeld gehört sie zu den großartigsten und raffiniertesten Festungsanlagen der antiken Welt. Die Errichtung des Kastells ist im Zusammenhang mit dem Bau der Langen Mauern auf dem Hochplateau Epipolai als Landschaftsfestung zu sehen, die Dionysios l. um 402 v. Chr. anlegen ließ.
Das Kastell wurde von den nachfolgenden syrakusanischen Strategen, Tyrannen und hellenistischen Königen (Dionysios II, Timoleonte, Agathokles, Hierion II) bis zum Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. immer weiter und monumentaler ausgebaut, war am Schluss aber wohl derart überdimensioniert, dass es beim entscheidenden Angriff durch die römischen Truppen des Feldherrn Marcus Claudius Marcellus im Jahr 212 v. Chr. auf die alte Griechenstadt Syrakus keine Wirkung mehr hatte.