Wagenrennen waren der populärste Sport der römischen Welt. Im Circus Maximus in Rom fanden zeitweise an mehr als 50 Tagen im Jahr Rennen vor bis zu 150.000 Zuschauern statt. Doch nicht nur die Hauptstadt hatte eine Rennbahn – die größte Arena für Wagenrennen außerhalb Roms befand sich in Karthago, einem Vorort der heutigen Stadt Tunis.
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Der Circus von Karthago war das größte Bauwerk der Stadt, wurde aber bisher wenig erforscht. Das DAI Rom hat 2015 eine neue Ausgrabung begonnen, die zeigen konnte, dass der Circus bereits am Ende des 1.Jahrhunderts n. Chr. auf dem Gebiet einer ehemaligen Nekropole errichtet worden war und bis in das späte 5. Jahrhundert in Benutzung blieb. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Aufbau der Tribünen, auf denen die Zuschauer die Rennen verfolgten und der ‚spina‘, der Mittelbarriere, die die Fahrbahnen trennte und auf der sich Wasserbecken und Statuen befanden. Die Wendemarke, die ‚meta‘, die im Westen ausgegraben wurde, ist ein neuralgischer Punkt: Hier mussten die Wagenlenker eine möglichst enge Wende fahren, um Aussichten auf den Sieg zu haben, und gleichzeitig aufpassen, die eigentliche Wendemarke nicht zu touchieren und so lebensgefährliche Unfälle zu riskieren.
Die Fundamente für die Zuschauerränge des Circus waren stark eingetieft, wie diese Sondage zeigt (Foto R. Bockmann, D-DAI-ROM-KAR-2016.0504) Die Grabung am Circus von Karthago hat eine Vielzahl von Keramikformen hervorgebracht, neben Amphoren und Küchenware auch Feinkeramik, die besonders wichtig für die Datierung einzelner Schichten ist (Foto A.-M. Graatz, D-DAI-ROM-KAR-2016.0456) Ausgrabung des westlichen Abschnitts der Mittelbarriere des Circus (Foto R. Bockmann, D-DAI-ROM-KAR-2016.0092)
Weitere Informationen zum Projekt: https://www.dainst.org/project/4171394
Aktueller E-Forschungsbericht: https://publications.dainst.org/journals/efb/1640