Zwei Horte aus Georgien #homeoffice

Autoren: Joni Apakidze und Svend Hansen

aus der Reihe aus dem Home-Office

Viele Jubiläen und Geburtstagsfeiern mussten wegen der Pandemie abgesagt werden, was von den JubilarInnen ebenso wie den GratulantInnen bedauert wurde. Wenigstens einen schriftlichen Geburtstagsgruß konnten Joni Apakidze und Svend Hansen für Ihren sehr geschätzten Kollegen Jozef Bátora zu seinem 70. Geburtstag im Homeoffice verfassen. Er ist Mitarbeiter am Institut der Akademie der Wissenschaften in Nitra und Professor an der Universität in Brno und der Komenius-Universität in Bratislava, und natürlich korrespondierendes Mitglied des DAI.

Bátora hat in mehreren Arbeiten die Kulturverbindungen zwischen Karpaten und Kaukasus untersucht. So lag es nahe, über zwei Horte mit Metallgegenständen aus Georgien zu schreiben, die in die erste Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. datiert werden können. Solche Horte werden von der neueren Forschung als Weihgaben an die übernatürlich gedachten Mächte gedeutet. Beide Horte wurden am linken Ufer des Flusses Dzirula gefunden.

Abb.1 Hort von Saqasria. Schaftlochäxte (Foto Nugzar Kopaliani).

Die zerbrochene Axt des Hortes von Saqasria (Abb. 1) gehört einem im Südkaukasus geläufigen Typus an, der sich durch die dünne lange Tülle und ein geschwungenes, sich zur Schneide verbreitendes Blatt auszeichnet. Vergleichbare Äxte sind in Westgeorgien insbesondere aus den Gräbern in Sachkhere bekannt (Abb. 2).  

Abb.2 Hort von Zeda Ilemi. Schaftlochäxte (Foto Nugzar Kopaliani).

Während die Äxte mit geschwungener Schneide eine typische südkaukasische Form sind vertreten die Äxte mit abgesetzter Klinge eine Form, die sehr weit verbreitet ist und im Westen nach einem bosnischen Hort als Typus Kozarac bezeichnet wird. In Georgien sind solche Äxte auch in Markopi aus Kurgan IV bekannt. Eine Besonderheit stellt der ovale Barren aus dem Hort von Zeda Ilemi (Abb.3) dar, denn es gibt nur sehr wenige vergleichbare Funde. Offene tönerne Gussformen für vergleichbarren Barren sind unter anderem aus einem Grab von Mala Ternivka im Zaporizhia Oblast (Ukraine). Offene tönerne Gussformen sind in Ostgeorgien in den Siedlungen wie Kvatskhela oder Natsargora nachgewiesen. Alle diese Formen gehören in das 3. Jt.  v. Chr.


Abb. 3 Hort von Zeda Ilemi. Plankonvexer Barren ovaler Form (Foto Nugzar Kopaliani).

Die beiden Horte belegen den Anfang der Deponierung von Horten in Westgeorgien deutlich früher als bisher angenommen. In großer Zahl finden die bronzenen Horte sich dann im 2. Jt. v. Chr. Sowohl die Form der Schaftlochäxte (Abb. 4) als auch die soziale Praxis, sie als Gabe für die imaginären Mächte an besonderen Plätzen in der Landschaft zu deponieren, lässt sich – ganz im Sinne Bátoras – als Ergebnis von Kommunikation und Austausch zwischen Südosteuropa und dem Kaukasus interpretieren. Die Festschrift für Jozef Bátora ist als Supplementum der Zeitschrift Slovenská Archeológia erschienen.





Abb. 4 Schaftlochäxte mit geschwungener Schneide im Nationalmuseum Tiflis (Foto Svend Hansen)