Workshop vom 10.-11. Mai 2019 an der Universität Köln
Bauforscher und Archäologen aus dem Projekt TransPergMikro und die Arbeitsgruppe Bauökonomie um Professor Dr. M. Heinzelmann (Klassische Archäologie der Universität zu Köln) am Graduiertenkolleg 1878 ›Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume‹ sowie mehrere Gäste kamen am 10. und 11. Mai 2019 in Köln zu einem Workshop zusammen. Ziel der Veranstaltung war es, das Potential des DFG-Forschungsprojekts TransPergMikro für bauökonomische Fragestellungen in Auseinandersetzung mit den Arbeiten der Kölner Arbeitsgruppe und Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit auszuloten.
Im Rahmen von TransPergMikro wird Bauökonomie als ein wichtiger Bestandteil des antiken Bauwesens betrachtet: Durch die Quantifizierung von Bauleistungen soll Vergleichbarkeit zwischen Bauvorhaben auch epochenübergreifend hergestellt werden. Zugleich wird dadurch die Voraussetzung geschaffen, das Bauwesen als wesentlichen Faktor antiker Wirtschaft in geographische Untersuchungen zur antiken Landschaftsrekonstruktion einzubeziehen sowie Aussagen zur Nutzungsintensität natürlicher Ressourcen der Mikroregion zu ermöglichen.
Nach der Vorstellung des Projekts TransPergMikro und der Formulierung spezifischer Fragestellungen für die Mikroregion Pergamon in Bezug auf den Übergang vom hellenistischen zum römisch-kaiserzeitlichen Bauen und der ökonomischen Auswirkungen des Einsatzes sich verändernder Bautechniken (F. Pirson; U. Mania, DAI Istanbul), wurden bauhistorische Forschungen am sogenannten Serapeion von Ephesos vorgestellt (Th. Schulz-Brize TU Berlin) und aus dem abgeschlossenen Forschungsprojekt Überlegungen zum Vorgehen bei der zukünftigen Untersuchung römischer Großbauten in Pergamon abgeleitet.
Mit der Darstellung von Bauablauf, Bauorganisation und Bautechniken an der Roten Halle (C. Brückener, Universität Aachen) wurde ein Monument angesprochen, dass in den nachfolgenden Diskussionen unter anderem aufgrund seiner Monumentalität und des Einsatzes außergewöhnlicher Bautechniken immer wieder eine zentrale Rolle spielte.
Die im vergangenen Jahr begonnenen Untersuchungen am Amphitheater Pergamons wurden vor allem im Hinblick auf die Organisation der Baustelle präsentiert (İhsan Yeneroğlu, TU Berlin). Überlegungen zur Konnektivität innerhalb der Mikroregion, ihren Transportwegen und Baustoffvorkommen (B. Ludwig, DAI Berlin/Istanbul) wurden in der Diskussion in Bezug auf den enormen Transportaufwand unter den Bedingunngen der Antike aufgegriffen.
Die Arbeiten der Kölner Arbeitsgruppe zur antiken Bauökonomie basieren auf einem detaillierten Datensatz zur Quantifizierung menschlicher Tätigkeiten im antiken Bauwesen (M. Heinzelmann, Universität zu Köln). Dabei wird im Unterschied zu Untersuchungen, in denen Bauaufwand anhand der verbrauchten Kalorien oder des eingesetzten Geldes bemessen wird, die Arbeitszeit als Bezugsgröße in den Fokus genommen. Beispielhaft wurde dieses Vorgehen am sogenannten Larenheiligtum Pompejis (C. Recko, Universität zu Köln) und dem Cäsarforum in Rom (S. Oraschewski, Universität zu Köln) demonstriert sowie an einem Betriebsmodell für römische Ziegeleien (H. Sperling, Universität zu Köln).
Eingeleitet mit der rhetorischen Frage, ob das römische Bauwesen als Spiegel von Wirtschaft und Gesellschaft gelten kann, wurde dessen Bedeutung für die kaiserzeitliche Wirtschafts- und Sozialgeschichte skizziert (D. Maschek, University of Oxford). Der Beitrag forderte dazu auf, Baustellen als Möglichkeit zu betrachten, die gesellschaftliche Relevanz des Bauens zu untersuchen und Bauten als historische Archive wahrzunehmen. Wichtig für ein Verständnis des antiken Bauwesens sei es, die Abgrenzung von Baukunst, Architektur und Baugewerbe aufzuheben. Mit dieser Forderung wurde schließlich ein zentraler Gedanke zur Untersuchung des Bauwesens im Rahmen von TransPergMikro getroffen.
In der anschließenden Diskussion wurden Möglichkeiten einer Zusammenarbeit erörtert. Aus den präsentierten Fallbeispielen ergibt sich, dass vor allem auf der Grundlage bauhistorisch gut dokumentierter Fallbeispiele ökonomische Studien betrieben werden sollten. Experimentalarchäologische Untersuchungen, die von der Kölner Arbeitsgruppe durchgeführt wurden, können unter Ausnutzung der infrastrukturellen Ausstattung der Pergamongrabung fortgesetzt und erweitert werden. Kooperationen zwischen den beteiligten Institutionen wären dazu geeignet, sowohl eine für quantifizierende Studien so wichtige einheitliche Datengrundlage zu etablieren als auch vergleichende Arbeiten zwischen Bauten Italiens und Kleinasiens durchzuführen.