So steht es in Chinesisch auf der Karte. Und das geschah in der Nacht auf Samstag, den 10. Februar.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit dem Drachen kommt das einzige der zwölf Wesen des chinesischen Tierkreises, das der menschlichen Fantasie entsprungen ist. Niemand kann einen lebenden Drachen beobachten, also kann sich jeder ausmalen, wie ein Drache aussieht, was er kann und tut. Entsprechend viele Bilder und Geschichten sind in Umlauf.
Ein paar Fixpunkte gibt es natürlich. Gefragt danach, was unsere chinesischen Kolleg:innen mit dem Drachen verbinden, antworteten alle „Kreatur des Wassers, kann Meere, Flüsse und Regen kontrollieren“, „mächtigster Schutzgott, weil er von allen elf Tieren des Zodiac etwas in sich vereint: von der Schlange den Körper, vom Pferd die Beine, von der Ziege den Kinnbart, vom Affen den Witz, vom Hahn den Kamm, vom Hund die Ohren, vom Schwein die Schnauze, von der Ratte die Tasthaare, vom Ochsen Gesicht und Hörner, vom Tiger Klauen und Zähne, vom Hasen den Bauch“. So umfassend ausgerüstet steht der Drache für die stärkste Lebenskraft und eignete sich damit am besten als „Symbol des Kaisers“.
Die jüngeren Kolleg:innen dachten an das Schicksal des kleinen weißen Drachen, weil jedes Kind in Ostasien die Geschichte aus Filmen, Comics und Computerspielen kennt. Sie ist Teil des Romans „Die Reise in den Westen“. Die Übersetzerin Eva Lüdi Kong (2021, S. 1284) schreibt, er sei „der wohl faszinierendste, vielschichtigste und tiefgründigste Roman der chinesischen Literatur“. Wir fügen hinzu: in ihrer deutschen Übersetzung ist er auch der vergnüglichste. Die älteste erhaltene Druckfassung stammt zwar von 1592, basiert aber auf Berichten von der Pilgerreise des historischen Priesters Xuanzang, der im 7. Jahrhundert abenteuerlich nach Indien zog und mit mehr als sechshundert buddhistischen Schriften in die chinesische Hauptstadt zurückkehrte. Im Roman wimmelt es im Weltganzen mit vier Kontinenten und vier Ozeanen von Geistern, Dämonen, Menschen, Unsterblichen und noch vielen anderen Wesen. Ein Drachenkönig hat Drachensöhne und Drachenenkel, und „Krabben- und Krebsbeamte, Militärberater Hering, Minister Mandarinfisch und Kanzler Karpfen“ (S. 143) regieren mit ihm das Wasservolk.
Manche benehmen sich auch mal daneben. Zum Beispiel der kleine weiße Drache, dritter Sohn des Jadedrachen. Der erzürnt seinen Vater und frisst auch noch das Pferd des Mönches Tripitaka samt Sattel und Zaumzeug. Als Buße muss er selbst als Pferd den Tripitaka nach Indien und die heiligen Schriften zurück nach China tragen und mit ihm und seinen Begleitern, dem Affen Sun Wukong, dem Eber Zhu Bajie und dem Sandmönch Sha Wujing, insgesamt 81 schwere Prüfungen bestehen.
Die Gefährten kämpfen sich durch alle Gefahren, lernen, dass Erfolg nie leicht zu erringen ist (nicht leicht gemacht werden darf!) und sie ihre jeweils begrenzten Fähigkeiten vereinen müssen, um es zu schaffen. Das Lied erzählt davon und endet zuversichtlich: „Denn das Böse kann das Gute nicht besiegen“. Vierzehn Jahre lang dauert ihre Reise. Am Ende hat der kleine weiße Drache seine Reifeprüfung bestanden und wird vom Buddha zum Himmelsdrachen erhoben.
Da fliegt er ohne Flügel über den glückbringenden Wolken der flammenden Wunschperle nach.
Wir wünschen Ihnen ein glückliches Drachenjahr voller Lebenskraft.
Die Pekinger
Startbild [Attribution: Mayke Wagner; Copyright: DAI-EA]
Video Grußkarte: [Attribution: Grafik: Zorika Gaeta; Audio: Xiaozhe Li / Sebastian Sánchez; Copyright: DAI-EA]
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