虎隐阆苑 兔登瑶台 – Wenn der Tiger ins Elysium entschwindet, betritt der Hase die Bühne – When the Tiger fades into Elysium, the Rabbit takes the stage.

So steht es in Chinesisch auf unserer Karte. Und das geschieht in der Nacht vom kommenden Samstag auf Sonntag, den 22. Januar. 

Die Zeit des vierten der zwölf Erdzweige beginnt und bringt mit dem Tierkreiszeichen „Hase“ ein zutiefst mitfühlendes Wesen, welches dem Mond, ewigem Leben und neuerdings auch der Raumfahrttechnik verbunden ist.

Wie der Hase auf den Mond kam, ist nicht überliefert, aber dass er dort als Gefährte der Mondgöttin Chang’e lebt, gilt als sicher. Wie Chang’e dorthin gelangte, ist ebenso wenig klar, doch immerhin gibt es Anhaltspunkte, denn seit 2500 Jahren kursieren verschiedene Erzählungen über die Umstände ihres Aufstieges zum Mond. In allen geht es um das Verlangen nach dem Elixier des ewigen Lebens. Entweder ein tyrannischer Kaiser oder ihr ebenso übler Ehemann will es und die junge Frau vergiftet damit den einen oder flieht damit vor dem anderen. In weiteren Versionen hat ihr tapferer Gatte – er verhindert eine Umweltkatastrophe: schießt mit seinem Bogen neun der zehn Sonnen herunter, die drohen, die Erde zu verbrennen – zum Dank dafür das Elixier bekommen und sie, aus Neugier oder Egoismus, nimmt es allein für sich. So oder so, am Ende aller Geschichten hat Chang’e das Elixier und darf oder muss damit hinauf zum Mond.

Hoffnung verbinden die Menschen jedoch mit dem Hasen, der dort oben unentwegt in einem Mörser die Kräuter für das Lebenselixier zerstößt. Deshalb ist es sein Bild, mit dem die Chinesen ihre Mondkuchen verzieren, die sie in der Vollmondnacht zu Mittherbst (am 15. Tag des Mondkalenders, in diesem Jahr am 29. September) verschenken und verzehren.

In Japan und im Buddhismus wird der Hase für ein noch größeres Opfer verehrt. Er springt ins Feuer und bietet seinen Leib als Nahrung einem Verhungernden. Tief ergriffen gibt dieser, weil er der Himmelsherrscher ist, dem Hasen sein Leben wieder und entrückt ihn auf den Mond als ewiges Vorbild für persönliche Opferbereitschaft.

Statt ‚Mondhase‘ wird er auch ‚Jadehase‘ genannt und die mit etwa 5300 Jahren älteste bekannte Darstellung eines Hasen vom Fundplatz Lingjiatan, Provinz Anhui, ist wirklich aus Jade geschnitten.

Weil jemand, der sich emsig auf dem Mond bewegt, nur ein Hase sein kann, heißen auch die Mondrover des Mondprogramms der Volksrepublik China ‚Jadehase‘ und die Sonden, die sie hinauftragen, natürlich Chang’e.

Wir wünschen Ihnen ein glückliches Hasenjahr der Friedfertigkeit, Empathie und Zuversicht.

Mit herzlichen Grüßen,
Die Pekinger

Neujahrsgrüße unserer Kollegin Xiaocheng Chen –
auf Chinesisch und Englisch.


Startbild [Attribution: Linnaea Mallette; Copyright: CC0 Public Domain]
Video Grußkarte: [Attribution: monströös GbR animation studio; Copyright: DAI]
Audio [Attribution Xiaocheng Chen; Copyright DAI]

Blogmaster: Pascal Olschewski