Summer School 2024 im Palastmuseum Peking: Weiterführende Forschungen an den Brunnen-Pavillons

Nach einer langen Pause aufgrund der globalen Pandemie nahm das Programm zur Bauforschung im Palastmuseum dieses Jahr wieder Fahrt auf. Die Außenstelle Peking der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts veranstaltete gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin, Institut für Architektur, Fachgebiet für Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege (Prof. Dr.-Ing. T. Schulz-Brize) und dem Palastmuseum in Peking, Abteilung für Architekturerbe (Stellvertretender Direktor P. Zhao) vom 25.3. bis 12.4.2024 eine Summer School zur Bauforschung und Denkmalpflege. Das zentrale Forschungsobjekt war der westliche Brunnen-Pavillon vor dem Ningshou-Tor, der zwischen 1773 und 1776 erbaut wurde.

Ziel war es, die Methoden der deutschen Bauforschung zu vermitteln und diese gemeinsam mit chinesischen Kolleg*innen aus verschiedenen Abteilungen des Palastmuseums auf traditionelle chinesische Holzarchitektur anzuwenden. Dabei stand nicht nur der Wissenstransfer im Vordergrund, sondern auch die Entwicklung innovativer Verfahren, die traditionelle chinesische Forschungs- und Dokumentationstechniken mit modernen Ansätzen der Bauforschung kombinieren.

Die Brunnenpavillons in der Verbotenen Stadt lieferten das notwendige Wasser für den täglichen Betrieb innerhalb der Palastmauern. Darüber hinaus waren die Brunnen von großer Bedeutung für die Brandbekämpfung. Die Verbotene Stadt, die überwiegend aus Holz gebaut wurde, war extrem feuergefährdet. Die strategisch platzierten Brunnen ermöglichten einen schnellen Zugang zu Wasser im Falle eines Feuers und erhöhten so die Sicherheit des Palastes​.

Ihre Attraktivität als Forschungsobjekte für die Summer School lässt sich durch mehrere Faktoren erklären:

1. Kompakte Größe mit komplexer Struktur: Brunnenpavillons sind kleine Gebäude mit komplexer Struktur, ideal für das Erlernen von Bauforschungsmethoden, da größere Gebäude in der kurzen Zeit einer Summer School nicht vollständig untersucht werden könnten.

2. Materialvielfalt: Die Brunnenpavillons bestehen aus einer Vielzahl an Materialien wie Holz, Stein, Mörtel, Dachziegeln und Backsteinen Diese Materialvielfalt ist hervorragend geeignet, um Denkmalpflege zu trainieren, insbesondere im Hinblick auf Erhalt und Schutz historischer Bauwerke.


3. Traditionelle Holzarchitektur: Die Holzarchitektur der Pavillons ähnelt der der größeren Hallen, ist jedoch kleiner dimensioniert. Eine besondere konstruktive Eigenschaft der Brunnenpavillons ist jedoch die Dachform. Basierend auf der Dachform Lù Dǐng (盝顶), die normalerweise flach und geschlossen ist, verfügen die Dächer der Brunnenpavillons zusätzlich über spezielle zentrale Öffnungen. Diese Öffnungen ermöglichen es, Licht einzulassen und erleichtern die Nutzung von langen Stangen oder anderen Werkzeugen zur Wasserentnahme oder Reinigung des Brunnens. Es gibt eine Vielzahl von Bautypologien, wobei sich die Brunnenpavillons in Grundrissen und Dachformen unterscheiden. Diese Vielfalt ermöglicht wissenschaftlich wertvolle Vergleiche der verschiedenen Bauweisen und strukturellen Besonderheiten.

Auf Einladung des DAI besuchten der Gesandte sowie die stellvertretende Leiterin der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Peking am 4. April die Summer School. Die diesjährige Summer School markierte nicht nur die Wiederaufnahme des internationalen Austauschs nach der Pandemie, sondern auch einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der konservatorischen Praktiken. Sie unterstrich die Bedeutung der interkulturellen Zusammenarbeit für die Erhaltung und das Verständnis von kulturellem Erbe und stärkt auch die globalen Netzwerke und den Wissensaustausch in der Historischen Bauforschung und Baudenkmalpflege. Darüber hinaus unterstützt sie die Nachwuchsförderung, indem sie jungen Wissenschaftler*innen die Möglichkeit bietet, praktische Erfahrungen zu sammeln und von internationalem Expertenwissen zu profitieren.

Vermessungsmethoden
Photogrammetrie
Restaurierungsprojekt

Autoren: Dominic Hosner, Shipan Zhao und Xiaocheng Chen

Blogmaster: Ariane Celina Michaelis