Zu den wichtigsten Ergebnissen der ersten Projektphase gehören:
- Fertigstellung von drei Dissertationsschriften.
Dieses Ergebnis war nur durch die enge Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen in den chinesischen Museen und Forschungseinrichtungen und die gemeinsame Arbeit des Teams in Deutschland möglich, die den Doktorandinnen und Doktoranden des Projekts während der gesamten Laufzeit und darüber hinaus Unterstützung und Betreuung gewährten.
- Direkte Altersbestimmungen sowohl der Klimaarchive als auch der archäologischen Funde.
Sie sind grundlegend für den unmittelbaren Bezug von Klima- und Vegetationsphasen zu verschiedenen Perioden kultureller Aktivitäten und Bekleidungstrends; sie präzisieren und korrigieren die bislang auf typologischen Vergleichen beruhenden Altersannahmen.
- Nachweis durch Pollenanalyse und pollenbasierte Klima- und Vegetationsrekonstruktionen, dass Xinjiang wie Ostchina und Nordindien während des 1. Jt. v. Chr. besonders trocken waren.
Eine allmähliche Abnahme des atmosphärischen Niederschlags und des Oberflächenabflusses aus den Gebirgen, verursacht durch die Schwächung des Sommermonsuns und den fortschreitenden Gletscherschwund im Himalaya, Tian Shan und Kunlun-Gebirge führten zur Verknappung von Wasser und bedingten Veränderungen von Wirtschaft und Lebensstil der Völker. Unsere Studien machen komplexe Verbindungen von Mensch und Umwelt deutlich und begründen die steigende Mobilität der Bevölkerung in den Zeiten zwischen etwa 4000 und 1500 Jahren v. h.
- Bestimmung der Statur der Menschen und Auswertung demographischer Daten.
Für die Auswertung der demographischen Daten wie Alters- und Geschlechtsprofile, der Körperhöhen und körperlichen Aktivitätsmarker sowie der Frequenz und Lokalisation von Knochenbrüchen stand das Skelettmaterial vom Gräberfeld Liushui, Xinjiang, aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. zur Verfügung. Es ist die umfangreichste anthropologische Datensammlung, die bislang mit internationaler Beteiligung in Xinjiang untersucht werden konnte. Zum ersten Mal werden physische Daten einer bisher nur aus archäologischen Funden bekannte Population für umwelt- und kulturhistorische Interpretationen zugänglich gemacht.
- Detaillierte Beobachtungen und großräumige Vergleiche von Ornamenten und Gewebestrukturen.
Sie haben Hinweise auf Kontakte mit antiken Kulturen in Nordeuropa, dem Mittelmeerraum, Sibirien und dem Altai erbracht und werden als wichtige Belege von transregionaler Vernetzung während der frühen Phasen der Seidenstraße gewertet.
- Bestimmung von Farbstoffarten und Färbetechniken mit Hilfe von mikroskopischen, spektroskopischen, chromatographischen und massenspektrometrischen Techniken.
Sie bewiesen, dass die Rot- und Blaufärbungen auf der Verwendung von anthrachinoiden und indigoiden Farbstoffen basieren. Im Fall der rötlichen Textilfärbungen konnten Rötegewächse und Schildläuse als Rohstoffquelle bestimmt werden. Bei den bläulichen Textilien liegt eine Küpenfärbung vor, als Rohstoffquelle kommen jedoch verschiedene Färbepflanzen in Frage. Minimal-invasive Analysestrategien, basierend auf massenspektrometrischen Techniken fanden erstmals für Farbstoffanalysen an historischen Objekten Einsatz. Durch Färbeversuche mit authentischen rezenten Rohstoffen wurde die prähistorische Coloristik und Färbetechnik rekonstruiert. Die Referenzfärbungen dienten zur Eichung der chemischen Analytik.
- Bestimmung der Arten der Tiere, aus deren Häuten Lederkleidung hergestellt wurde, durch aDNA-Forschung.
Die aDNA-Forschungen an Lederproben und Tierknochen resultierten in der Bestimmung der Tierarten als Haustiere (Schaf, Ziege, Rind) in den Fundplätzen Yanghai und Wupu. Außerdem gelang der Nachweis, dass die domestizierten Ziegen und Schafe aus den Oasen Hami und Turfan der Bronzezeit identische oder eng verwandte Haplotypen mit den dort heute noch gehaltenen Tieren besitzen.
- Graphische Rekonstruktion von 20 Gesamtausstattungen und Herstellung von 12 Probemodellen.
Für prähistorische Bekleidungsfunde aus Xinjiang hat es noch nie zuvor eine so hohe Genauigkeit und gleichzeitig eine so große Anzahl von analysierten Funden aus verschiedenen Kulturperioden gegeben. Promotionsprojekt von U. Beck: Kleidung des 1. Jahrtausends v. Chr. in Xinjiang: Schnittentwicklung zwischen Funktionalität, Ästhetik und Kommunikation.
- Raum, Zeit und Umstände der Erfindung der Hose als einteiliges Kleidungsstück wurden entdeckt.
Am Beispiel dieses Objekts wurde die unmittelbare Verbindung von Bekleidungs-, Klima- und Kulturgeschichte besonders deutlich: die Hose wurde erst zu dem Zeitpunkt erfunden, als Zentralasien begann trocken zu fallen, menschliche Gemeinschaften eine höhere Mobilität entwickeln mussten, das Reiten zur bevorzugten Fortbewegung und Kampftechnik wurde und Reiter(krieger) Schutz für ihren Körper benötigten. Mit der Veröffentlichung zur Entdeckung der ältesten erhaltenen Hose wurde eine außergewöhnlich große nationale und internationale Sichtbarkeit des Projekts erreicht.
- Durch die Identifikation von Garnqualitäten, Bindungsarten und das „Formweben“ in diesem Projekt, wurde ein heute in Industriegesellschaften nicht mehr praktizierter sparsamer Umgang mit Ressourcen für die Fertigung von Bekleidung vor Augen geführt.
- In Kooperation mit der Chinesischen Akademie für Kulturerbe und dem Denkmalamt Xinjiang wurde damit begonnen, nachhaltige Verfahren für den physischen Erhalt von Kulturerbe in Xinjiang und seiner virtuellen Verfügbarkeit weltweit zu entwickeln.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Lederrestaurierung gehören (1) die Anleitungen zur Restaurierung von Lederobjekten in Museumsbeständen als Handbuch und Video in Chinesisch und (2) die erfolgreiche Konservierung und Restaurierungen einzelner Objekte in den Museen Hami und Turfan.
Ergebnisse aus dem Projekt wurden in folgenden Publikationen vorgelegt:
Silk Road Fashion, Publikationen mit Partnern
Link zum Blogpost zum Buch Erfindung der Hose
weitere Publikationen zum Thema Silk Road Fashion:
eFB-DAI_2019-1_Wertmann_SRF
eFB-DAI_2016-3_Hallgren_u.a._SRF
Link zur Hauptseite Silk Road Fashion
Der komplette Film „Die Erfindung der Hose“steht Ihnen hier zur Verfügung:
Pingback: Das Projekt „Silk Road Fashion Road“ – Bridging Eurasia