Bei seiner Sitzung am 27. Juli 2021 hat das Welterbekomitee eine Gruppe von 17 Plätzen der Jomon-Zeit (vor ca. 15.000-2300 Jahren) in Nordjapan in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Welt aufgenommen. Damit wurde ihr „außergewöhnlicher universeller Wert für die gesamte Weltgemeinschaft für gegenwärtige und zukünftige Generationen“ (Definition der UNESCO) anerkannt. Für die Archäologen und Bewohner dieser Region bedeutet der Titel aber weit mehr als nur die Bewahrung von Bauwerken und Objekten, mehr als die Konservierung von Resten vergangenen Lebens, für sie geht es um ein Verständnis der tiefen Wurzeln ihrer Lebensweise.
Startbild: Die Tonfigur aus Minamikayabe, Hakodate, Höhe 41,5 cm, Schulterbreite 20,1 cm, Gewicht 1745 g, 3500-3200 Jahre v. h., ist die größte jomonzeitliche Figur ganz Japans. [Attribution: C. Abe; Copyright: Jomon Culture Center Hakodate]
Eine Übersicht über alle 17 Plätze finden Sie hier:
https://jomon-japan.jp/news/18522
https://jomon-japan.jp/en/
Bilder von den 6 Plätzen auf Hokkaido hier:
https://www.hakobura.jp/deep/2020/09/post-323.html
https://www.city.hakodate.hokkaido.jp/docs/2021072600019/
Am 27. Juli wurde auch der Museumspark Kakinoshima am Jomon Culture Center Hakodate eröffnet. Kein anderer Platz auf Hokkaido trägt Spuren so vieler Phasen der Jomon-Zeit: Von einem Grab mit ca. 9000 Jahre alten Lackschnüren, Abdrücken von Kinderfüßen auf Tontafeln aus der Zeit vor ca. 6500 Jahren, einer Großsiedlung und Wallanlage, die vor 5000 bis 4000 Jahren gebaut wurden, bis zu den Steinkreisgräbern, mit denen der Jomon-Zyklus schließt. Besucher*innen können das alles auf einem neu angelegten Rundweg erleben.
[Copyright: Hakodate Board of Education and Southern Hokkaido History and Culture Foundation]
Die Plätze des Weltkulturerbes umspannen die gesamte Jomon-Zeit, von der ältesten Keramik in Odai-Yamamoto (ca. 15.000 Jahre alt) bis zur jüngsten in Kamegaoka und Korekawa (ca. 3000-2300 Jahre alt). Jeder Ort trägt besondere Aspekte zur komplexen Gesamtgeschichte bei, Siedlungen, Muschelhaufen, Steinkreise, Gräber, Tonfiguren, Lack und Jade, Stein- und Knochenwerkzeuge – das ganze Repertoire vorindustriellen Lebens im Nordwestpazifik wird in diesem Projekt erfasst.
Was das Leben einzigartig macht? Zum einen sind es die ungewöhnlichen Konstanten:
Beispielweise die Keramik mit „Schnurmuster“ (japanisch: „Jomon“), nach dem die Zeit benannt ist. Das sind Abdrücke von verzwirnten oder verknoteten oder um Stöckchen gewickelten Schnüren aus Pflanzenfasern auf der Oberfläche des noch ungebrannten Tons. Einen Eindruck von diesem Dekor-Prozess vermittelt die Slideshow.
[Attribution: Moa Hallgren-Brekenkamp; Copyright: DAI]
Zum anderen wird das Jomon-Leben einzigartig durch das, was nicht zusammenzupassen scheint: es gibt Keramikgefäße, aber keine Landwirtschaft nach unserem traditionellen Verständnis. Die Gesellschaften der Jomon-Zeit entwickelten sich ohne Abhängigkeit von domestizierten Pflanzen und Tieren, stattdessen wandten sie sich aquatischen Ressourcen zu, waren technisch innovativ, gut über weite Räume vernetzt und passten sich optimal an den Klima- und Landschaftswandel seit der letzten Eiszeit an.
Dieser Titel „20. Weltkulturerbe Japans“ für JOMON JAPAN ist eine große Auszeichnung für die Kolleg*innen in den Präfekturen Aomori, Iwate, Akita und Hokkaido, die viele Jahre hart dafür gearbeitet haben. Wir gratulieren von Herzen.
Für die Wissenschaft wird das Verstehen der natürlichen Kreisläufe ganz im Nordosten Eurasiens und der Rolle der Menschen darin eine Aufgabe bleiben. Das DAI ist mit zahlreichen Partnern an der Forschung auf Hokkaido und Honshu beteiligt. Informationen zu unseren Themen und Ergebnissen finden Sie hier:
Blogbeiträge:
Wie klingt die Vergangenheit?
Das Hokkaido Universum
Ohne ihn kein Sushi
Groundcheck in Nordostasien: Wandel von Klima und Ernährungskulturen seit der letzten Eiszeit
Elektronische Forschungsberichte:
Wagner u.a. Hokkaido
Mueller u.a. Hokkaido
der DAI Film „Das Hokkaido Universum“ Film in verschiedenen Sprachen
Deutsch
Englisch
Russisch
Deutsch mit japanischen Untertiteln
Weiterführende Links:
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-werden
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-weltweit/neue-welterbestaetten-2021
Recherche und Kommunikaton: M. Furusaki
Autorin: Mayke Wagner