International Archaeoparasitology Workshop / Internationaler Workshop Archäoparasitologie

von Lukas Werther

Vom 16. bis 18. Juli 2024 fanden sich Forscher:innen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), verschiedener Universitäten und des Schwerpunktprogramms 2361 „On the way to the Fluvial Anthroposphere“ an der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) in Frankfurt zu einem interdisziplinären Archäoparasitologie-Workshop zusammen.

In vielen vormodernen Gesellschaften war ein erheblicher Teil der Menschen von parasitischen Helminthen befallen. Art und Umfang des Befalls werden durch Hygienebedingungen, Nahrung, Küchenpraktiken und viele weitere gesellschaftliche Faktoren beeinflusst. Da die Eier der Parasiten über Ausscheidungen in archäologische Sedimente gelangten, erlaubt ihre Analyse vielfältige sozial-, umwelt- und medizingeschichtliche Aussagen. Aufgrund der hohen Stabilität der Eier erhalten diese sich auch unter ungünstigen Bedingungen über Jahrtausende. Die mikroskopische Bestimmung der artspezifischen Morphologie und der Quantität des Befalls ist zwar bereits lange etabliert, wurde aber selten systematisch für größere Sedimentprobenserien angewendet. Seit wenigen Jahren erlauben aDNA-Analysen der Parasiteneier außerdem eine völlig neue Datenqualität. Die Verbindung von Archäoparasitologie und anderen biologischen und chemischen Markern ist ein emerging field, das an der RGK gemeinsam mit internationalen Partnern etabliert werden soll. Das Sediment- und Bodenarchiv des DAI und laufende Feldforschungsprojekte bieten dafür einzigartige Möglichkeiten. Das Projekt ist in  den Themenschwerpunkt „Archäologische Episteme in Entwicklung: Zu Landschaften, Objekten und Daten“ des Forschungsplanes der RGK eingebunden.

Der Workshop wurde von Lukas Werther (RGK/DAI), Patrik Flammer (Oxford) und Johannes Schmidt (Uni Leipzig) organisiert und mit tatkräftiger Hilfe von Ellen Braune und Jessica Schmauderer aus dem Team des Referats für Prospektions- und Grabungsmethodik der RGK umgesetzt. Die inhaltliche Leitung oblag Patrik Flammer, einem der wenigen ausgewiesenen Experten für Archäoparasitologie. Am ersten Workshop-Tag gab er einen Überblick über den Forschungsstand zu Darmparasiten sowohl im archäologischen als auch im rezenten Kontext. Intensiv wurden dabei Befunde und Erkenntnispotentiale aus zahlreichen Studien besprochen und interdisziplinär diskutiert. Zum Abschluss des ersten Workshop-Tages präsentierte Patrik Flammer in seinem Vortrag „Da steckt der Wurm drin – Parasiten im Fokus der archäologischen Forschung“ Kernaspekte seiner Forschung im Hauskolloquium der RGK für eine breitere Zuhörerschaft.

Am zweiten und dritten Workshop-Tag lag der Fokus auf der praktischen Arbeit an Referenzproben, die die Teilnehmenden aus ihren eigenen Projekten mitgebracht hatten. Von der Probenaufbereitung, über das Mikroskopieren bis hin zu Diskussion und Einordnung von Funden waren die Tage voll von intensiver und konzentrierter Arbeit. Der Themenkomplex der Paläoparasitologie im archäologischen Kontext wurde überaus positiv aufgenommen und es konnten zahlreiche Ideen für zukünftige Forschungen entwickelt werden.

Die Teilnehmer:innen des Archäoparasitologie-Workshops im Garten der RGK. Foto: L. Hies, RGK/DAI.
Konzentrierte Arbeit im Konferenzraum der RGK, der für den Workshop zum Pop-up-Labor umgewandelt wurde. Foto: L. Werther, RGK/DAI.
Wer findet die ersten Parasiteneier? Foto: L. Werther, RGK/DAI.
Probenaufbereitung im Pop-up-Labor der RGK. Foto: L. Werther, RGK/DAI.