800 Jahre Karakorum – 20 Jahre archäologische Ausgrabungen der Mongolisch-Deutschen Karakorum-Expedition
Bei den Ausgrabungen der Mongolisch-Deutschen Karakorum-Expedition im nördlichen Stadtteil von Karakorum wurde eine Gruppe von Gebäuden untersucht. Diese Gebäude waren möglicherweise eine Kirche der „Assyrischen Kirche des Ostens“, der sogenannten Nestorianer. Die Gebäudereste zeigten architektonische Einflüsse aus Zentralasien und dem mittleren Osten. In einer zweiten, späteren Bauphase war die Architektur aus China. Zwischen den Trümmern wurden interessante Fundstücke geborgen. Das Gebäude der älteren Bauphase war offenbar mit bemaltem Putz ausgestattet. Auf den gefundenen Resten befanden sich Spuren von roter, grüner und schwarzer Farbe und sogar Vergoldung. Auf einigen Stücken waren Schriftzeichen zu sehen, überwiegend in uighurischer oder mongolischer Schrift.
In den Resten der jüngeren Bauphase wurden Überreste von Dachschmuck, darunter mehrere Drachenköpfe gefunden. Teile von Tonfiguren, darunter geflügelte Mischwesen, vielleicht Galbingaas (Kinnaris), und gerüstete Schutzgottheiten, stammen aus der buddhistischen Kunst. Dennoch fanden sich hier auch direkte Hinweise auf das östliche Christentum. Ein Fragment eines bronzenen Kreuzes gehörte vermutlich zu einem sogenannten Perlenkreuz. Diese Art von Kreuz wurde von Iran bis nach China von den Anhängern der östlichen Kirche verwendet und bei vielen archäologischen Ausgrabungen gefunden. Ein weiteres interessantes Fundstück ist ein bronzener Dreifuß. Seine Form ist untypisch für die Metallkunst in Ostasien. Sie erinnert eher an vergleichbare Stücke im Mittelmeerraum und Westeuropa. Aus dem Reisebericht des Willhelm von Rubruk ist bekannt, dass ein französischer Silberschmied in Karakorum lebte und arbeitete. Sollte dieser Dreifuß eines seiner Werke sein? Wir wissen es nicht. Jedenfalls belegen die Funde die kulturelle und religiöse Vielfalt in Karakorum in der Mitte des 13. Jahrhunderts.
Rest eines Dachziegels mit der Hand einer Figur als Dachschmuck. Fragment eines bronzenen Kreuzes. Das sogenannte Perlenkreuz wurde im ganzen Verbreitungsgebiet der Kirche des Ostens von Iran bis nach China verwendet. Fragment eines bronzenen Dreifußes. Diese Form hat Vorbilder im Mittelmeerraum und Europa.
Siehe auch:
https://macau.uni-kiel.de/…/Dissertation_Hendrik_Rohland.pdf
Finds of the northern city
800 years Karakorum – 20 years of archaeological excavations by the Mongolian-German Karakorum Expedition
During the excavations of the Mongolian-German Karakorum Expedition in the northern district of Karakorum, a group of buildings was examined. These buildings were possibly a church of the „Assyrian Church of the East“, the so-called Nestorians. The buildings remains showed architectural influences from Central Asia and the Middle East. In a second, later construction phase, the architecture was from China. Interesting finds were recovered between the ruins. The building of the older construction phase was apparently decorated with painted plaster. On the found remains there were traces of red, green and black paint and even gilding. On some of the pieces there were characters, mostly in Uyghur or Mongolian script.
Remains of roof ornaments, including several dragon heads, were found in the remains of the more recent construction phase. Parts of clay figures, among them winged mixed creatures, perhaps Galbingaas (Kinnaris), and armed tutelary deities, are from Buddhist art. Nevertheless, direct references to Eastern Christianity were also found here. A fragment of a bronze cross probably belonged to a so-called pearl cross. This type of cross was used by followers of the Eastern Church from Iran to China and was found in many archaeological excavations. Another interesting find is a bronze tripod. Its shape is untypical for metal art in East Asia. It rather reminds of comparable pieces in the Mediterranean and Western Europe. From the travelogue of Willhelm von Rubruk it is known that a French silversmith lived and worked in Karakorum. Should this tripod be one of his works? We do not know. In any case, the finds prove the cultural and religious diversity in Karakorum in the middle of the 13th century.
See also:
https://macau.uni-kiel.de/…/Dissertation_Hendrik_Rohland.pdf