Tracing Connections (Magnavita, Sonja)
Chemische Analyse von archäologischer Keramik als Indikator für interregionale Kontakte in West- und Sahara-Afrika vor 1300 n. Chr.
Michael Schmeling, licensed under CC BY 4.0 international, waterbodies © OpenStreetMap contributers, modification by Johanna Sigl
Projektbeschreibung
Hauptziel des Projekts ist es, mittels umfassender Analysen der chemischen Zusammensetzung von Keramik greifbare Belege für interregionale Kontakte zwischen archäologischen Regionen im westlichen und saharischen Afrika im 1. und frühen 2. Jahrtausend n. Chr. zu generieren. Bisher haben sich archäologische Studien zu interregionalen Kontakten innerhalb Afrikas hauptsächlich auf die archäometrische Analyse von Prestigegütern oder sogenannten Exotika (z.B. Glasperlen) verlassen, um solche Verbindungen objektiv nachzuweisen. So scheint eine Reihe von bisher untersuchten Artefakten die Hinweise aus schriftlichen Quellen zu bestätigen, dass verschiedene große historische Orte in Westafrika und der Sahara – z.B. Gao, Essouk-Tadmekka und Marandet – einst durch Handelswege von/nach Nordafrika miteinander verbunden waren. Darüber hinaus sind wir aber immer noch schlecht über die Interaktion dieser Orte mit anderen in der weiteren Region informiert, entweder weil es keine schriftlichen Quellen über diese Verbindungen gibt oder weil Exotika fehlen bzw. nicht analysiert wurden. Das beantragte Projekt weicht von der reinen Analyse von Exotika ab, indem es zeigt, dass Keramik als die häufigste Artefaktklasse in archäologischen Stätten dieser Zeit ebenso gut geeignet ist, Verbindungen zwischen Orten und Gebieten aus angrenzenden Regionen nachzuzeichnen. Tatsächlich haben Vorarbeiten gezeigt, dass die Analyse der chemischen Zusammensetzung von archäologischer Keramik ein leistungsfähiges Werkzeug ist, um sogar bisher unbekannte interregionale Verbindungen aufzuzeigen.
Das Projekt beabsichtigt, mögliche interregionale Interaktionen innerhalb eines Forschungsgebietes aufzudecken, das die libysche Sahara im Norden, das mittlere Nigertal im Westen und das Tschadseebecken im Osten umfasst. Das zentrale Ziel des Projekts soll im Rahmen von drei aufeinanderfolgenden Forschungsphasen erreicht werden, die Folgendes umfassen: 1) die empirische Bestimmung des chemischen „Fingerabdrucks“ von lokal hergestellter Keramik aus verschiedenen Gebieten und weiter geographischer Regionen innerhalb des Forschungsgebiets, das die libysche Zentralsahara im Norden, das Nigertal im Westen und das Tschadbecken im Osten umfasst; 2) die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Keramik aus ausgewählten archäologischen Stätten des ersten und frühen zweiten Jahrtausends n. Chr. innerhalb des Forschungsgebiets, von denen bekannt ist oder angenommen wird, dass sie schon früh in den Fernhandel eingebunden waren; 3) eine umfassende und abschließende statistische Analyse der Daten, um die breite geografische Herkunft der in Phase 2 identifizierten nicht-lokalen Keramik mit Hilfe des in Phase 1 erstellten Referenzdatensatzes zu ermitteln.
Projektmitglieder
Prof. Dr. Sonja Magnavita
Antragsstellerin/Projektleiterin
Goethe-Universität Frankfurt / Institut für archäologische Wissenschaften / Vor- und Frühgeschichte Afrikas
s.magnavita@em.uni-frankfurt.de
Link: https://www.uni-frankfurt.de/94057375/ContentPage_94057375
Juan-Marco Puerta-Schardt
Doktorand
Goethe-Universität Frankfurt / Institut für archäologische Wissenschaften / Vor- und Frühgeschichte Afrikas
puerta-schardt@em.uni-frankfurt.de