Klima- und Ökosystemänderungen, Landnutzungsmuster und Subsistenzstrategien sowie Landschaftsveränderungen werden von mehreren Projekten innerhalb des SPP untersucht. Die Projekte greifen auf verschiedene Archive und Proxies zurück. Anthrakologie (Holzkohleanalyse), Pollenanalyse, Untersuchungen von Holzzellstrukturen (an Baumringen), Geochemie (an Seesedimenten), Fernerkundung, topographische Kartierung und Geomorphologie kommen dabei zum Einsatz. Ziel ist es, den Einfluss von Klima und Umwelt auf die Besiedlung zu rekonstruieren, als auch umgekehrt Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt.
Während des ersten Treffens der ForscherInnen, die naturwissenschaftliche Methoden im Rahmen des SPP anwenden, kristallisierten sich zwei zentrale Kohärenzthemen heraus, welche die räumlichen und/oder zeitlichen Überlappungen der jeweiligen Projekte und rein methodische Gemeinsamkeiten überschreiten:
Klimaänderungen. Überregionale Veränderungen von Temperatur und/oder Niederschlägen sowie deren Saisonalität lassen sich anhand dendrologischer Analysen modellieren und werden Diskussionen über Projektgrenzen hinweg anstoßen können. Lokale und regionale Klimaschwankungen, die z.B. mittels geochemischer Untersuchungen und Pollenanalyse abgeleitet werden, erlauben lokal und regional die Rekonstruktion von klimagesteuert veränderten Lebensbedingungen.
Anthropogene Veränderungen der Umwelt. Ihre Untersuchungenumfassen lokale bis regionale, geomorphologische und ökologische Änderungen. Landformen wie Hohlwege und Rinnen informieren über Wege zwischen den Siedlungen und über Landschaftsveränderung durch den Menschen. Botanische Archive informieren über die Transformationen von Ökosystemen durch Kultivierung und Verbreitung von Nutzpflanzen, durch Landnutzung allgemein und über Migrationen von Biota.
Diese Themenfelder greifen auf das Potenzial der vernetzten archäologischen und paläowissenschaftlichen Forschungen innerhalb des SPP zurück, und gliedern sich in die übergeordneten Ziele des SPP „Entangled Africa“ ein, das sowohl die ‚Entanglements‘ von Menschen und ihren Kulturen als auch die ‚Entanglements‘ von Ökosystemen, Landschaften und Klima umfasst. Das ‚Disentangling‘ dieser kulturellen und ökologischen Zusammenhänge erfordert einen breiten interdisziplinären Ansatz. Hinsichtlich des Methodenspektrums stellte sich schnell heraus, dass ähnliche Datentypen wie Zähl- und Messwerte, Fernerkundungsdaten usw. erzeugt und analysiert werden. Dies erleichtert den Datenaustausch und bietet die Möglichkeit, Daten in gängigen Datenbanken zu speichern. Es wurde beschlossen, dass standortbezogene paläoökologische Daten in Neotoma, einer globalen, internationalen open-access Paläoökologie-Datenbank integriert werden (https://www.neotomadb.org/). Das ermöglicht, die von Neotoma angebotenen Datenexplorationstools zu nutzen und zudem Daten, die außerhalb des eigenen Projekts generiert wurden, in die Analysen einzubeziehen.
Gastgeber des zweitägigen Netzwerktreffens war das Deutsche Archäologische Institut, Referat Naturwissenschaften, mit Unterstützung des Programmkoordinationsprojekts. Teilgenommen haben Michèle Dinies (Berlin), Alexa Höhn (Frankfurt), Jacob Hardt (Berlin), Ingo Heinrich (Berlin), Philipp Hoelzmann (Berlin), Judicael Lebamba (Köln), Reinder Neef (Berlin), Lena Schimmel (Berlin), Johanna Sigl (Bonn).
Autoren: Alexa Höhn und Michèle Dinies