Der Saal lauscht gespannt (Attribution & Copyright: T. Noack)
SPP-Jahrestagung an der Goethe-Universität Frankfurt vom 16. bis 17. Januar 2023
Nach Jahren voller Zoom-Meetings war es endlich soweit: Am 16. und 17. Januar 2023 kamen die Mitglieder des SPP „Entangled Africa“ endlich wieder persönlich – live und in Farbe – im Casino-Gebäude der Goethe-Universität Frankfurt zusammen. Die Freude darüber war schon während den Vorbereitungen deutlich zu spüren gewesen und so überraschte die gelöste und gute Stimmung wenig, als die ersten Forschenden am Montagmorgen in den Seminarraum strömten. Einige derjenigen, die sich an diesem Morgen in dem weitläufigen und hellen Raum einen passenden Platz suchten, hatten die Tagung schon am Vorabend inoffiziell mit Pizza, Pasta und dem ein oder anderen Getränk gesellig eingeläutet.
Mit Beginn der Präsentationen verlagerte sich die Aufmerksamkeit auf die inhaltlichen Vorträge der Projekte und Working Groups, deren Ergebnisse von vielen mit Spannung erwartet wurden. Den Anfang machte Sonja Magnavita, seit 2020 Professorin für Ur- und Frühgeschichte in Frankfurt und damit Gastgeberin der Konferenz, mit der Vorstellung ihres neues 13. SPP-Projekts „Tracing Connections“, das sich mit dem Nachweis von regionalen sowie überregionalen Handelswaren und -routen im Bereich zwischen Tschadbecken und Nigerbogen beschäftigt.
Die inhaltliche Schwerpunkte der folgenden Vorträge aus projektübergreifender Forschung lagen auf der Analyse und Bestimmung von Keramikfundendem Nachvollziehen überregionaler Wegenetze und Routen, der Rolle von Frauen sowie besonders der Aufnahme, Kuratierung und Speicherung der auf diese Weise gewonnenen wissenschaftlichen Daten. Auf die Aufarbeitung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Daten nach den FAIR und CARE Prinzipien wird in Kooperation der wissenschaftlichen Projekte mit dem Forschungsdatenmanagement des SPP ein Hauptaugenmerk der zweiten Förderphase liegen. Es ist angestrebt, dass Daten und Forschungsergebnisse auch über die Laufzeit des SPP hinaus zugänglich für alle interessierten Forschenden bleiben.
Die Vorträge am zweiten Konferenztag boten mit ihrem eher naturwissenschaftlichen Fokus einige sehr anschauliche Beispiele für Datengenerierung, Verarbeitung sowie die abschließende Veröffentlichung der daraus gewonnenen Ergebnisse in Fachaufsätzen. Den Abschluss des Vortragsprogramms der Tagung bildete der Bericht zum aktuellen Stand der geplanten Ausstellung „Planet Africa“, die inhaltlich zu einem großen Teil auf der Forschung des SPP aufbaut. Einleitend illustriert mit der Hilfe afrikanischer Street Art Künstler und kuratiert in afrikanisch-deutscher Kooperation zielt die Konzeption der Ausstellungsmodule auf eine anschauliche und moderne Präsentation der Themen und Objekte . Begleitet wurden alle Vorträge von fruchtbaren Diskussionen, in denen Inhalte vertieft sowie mögliche neue Aspekte erörtert wurden und auch konstruktive Kritik geäußert werden konnte.
Das Rahmenprogramm der Jahrestagung umfasste neben den obligatorischen Kaffeepausen am Montag auch ein umfangreiches und köstliches Catering mit nigerianischem Einfluss. Die aus dem leckeren Essen resultierende gute Laune gepaart mit der bereits vielgepriesenen Freude über das persönliche Zusammenkommen führte zu ausgiebigen und angeregten Gesprächen in den Pausen. Für das gemeinsame Abendessen am Montag fanden sich fast alle Teilnehmende bei einem abwechslungsreichen äthiopischen Buffet ein. Hier entstanden abermals viele angeregte Unterhaltungen – mal mit wissenschaftlichem, mal mit völlig anderem Inhalt –, bei denen munter die Tische gewechselt wurden.
Als abschließendes Highlight standen am Dienstagnachmittag des zweiten Konferenztages zwei Museumsbesuche samt extra gebuchter Führungen auf dem Programm. Im Senckenbermuseum, nicht weit vom Campus, führte die zuständige Kuratorin Andrea Weidt durch die aktuelle Sonderausstellung „Klimawissen schaffen“. Dieses Thema berührt die Arbeiten des SPP in Afrika in besonderem Maße, einerseits als Forschungsobjekt selbst (Projekt 06 „DeGreening“ und Projekt 08 „ClimCellMed„, Seiten jeweils mit weiteren Blogbeiträgen zum Thema), andererseits im Rahmen der nachhaltigen Arbeit in den Partnerländern (z.B. die DAI-Projekte in Yeha oder Musawwarat). Daneben beeindruckten vor allem die vielen ausgestellten Skelette urzeitlicher Dinosaurier, von denen eine Vielzahl an Fotos für den heimischen Nachwuchs geschossen wurde.
Besuch der aktuellen Sonderausstellung zum Thema Klimaforschung im Senckenbergmuseu (links, mitte) sowie interessante Einblicke in die Sammlung des Archäologischen Museums Frankfurt (rechts) (Attribution & Copyright all: J. Sigl)
Anschließend führte der Weg ins Archäologische Museum Frankfurt. Die Kustod*innen Liane Giemsch und Carsten Wenzel hatten extra eine Führung zu Frauen in der Archäologie vorbereitet – aufgrund der Bestände des Museums natürlich mit einem Fokus auf europäischer Feldforschung. Es gab spannende Einblicke in die prähistorischen Archive der Museumssammlung sowie einige unterhaltsame Anekdoten zu deren Interpretation. Zudem wurden interessante Forschungsansätze zu provinzialrömischen Befunden vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit ungewöhnlichen Partnern wie etwa der lokalen Kriminalpolizei erarbeitet worden waren.
Müde aber sichtlich zufrieden machten sich schließlich die SPP-Mitglieder in Richtung Frankfurt Bahnhof auf zurück nach Hause und angefüllt mit Eindrücken und Erfahrungen, die in die weitere Arbeit einfließen können.