: Die Teilnehmenden des Workshops und ein Teil des Lehrmaterials (Foto: M. Greshake, Entangled Africa).
Von Eseln und Schafen
Rind, Schwein, Schaf, Nilbarsch, Krokodil, Spatz und Auster – Tiere aller Art sind fester Bestandteil menschlicher Gesellschaften: als Nahrungsmittel, Transportmedium und sogar Repräsentanten göttlicher Mächte. Im Fundmaterial aus Ausgrabungen tauchen die Überreste dieser Tiere in unterschiedlicher Form auf – von zerbrochenen Fragmenten einzelner Knochen über von Menschenhand bearbeitetes Rohmaterial für z.B. Schmuckstücke bis hin zu sorgsam präparierten Mumien oder anderen Arten von Ganzkörperbestattunge.
In Nordostafrika, etwa im Sudan und in Ägypten, wurden vor allem Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen sowie einige andere Arten als Haustiere genutzt. Aus den Überresten ihres Skeletts können Informationen über die Nutzungsart der Tiere – beim Rind z.B. für Fleisch oder Milch –, über die Zuchtkenntnisse ihrer Besitzer, über religiös-kultische Bedeutung einzelner Tierarten und vieles mehr gezogen werden. Doch dazu müssen sich die Bearbeitenden mit der Bestimmung der Tierreste auskennen. In Zusammenarbeit mit den Projekten InterLINK und W.A.D.I. wurde im Februar 2023 für Kolleg*innen aus Khartoum (Sudan) eine Einführung in die archäozoologische Arbeit gegeben, die diesen zukünftig einen einfacheren Umgang mit dieser Fundgattung im Feld ermöglichen soll.
Die Mini-Fieldschool, die in den Räumen der National Cooperation for Archaeology and Museums (NCAM) stattfand, hatte großen Andrang. Bereits am ersten Tag waren 26 Kolleg*innen aus verschiedenen Sparten der Archäologie und Anthropologie aus den lokalen Museen und der Altertümerbehörde selbst anwesend. Sie alle arbeiteten hart, um sich in nur wenigen Tagen einen allgemeinen Überblick über die aus dem Lateinischen stammende Nomenklatur der Tierknochenforschung anzueignen. Anhand von zwei Teilskeletten – einer alten Eselsstute und einem Schaf, die vom engangierten Kollegen Mohamed Eltoum, NCAM, auf der Straße aufgelesen worden waren – sowie einigen aus Ausgrabung stammenden Knochen und exemplarischer Bestimmungsliteratur für Haustierreste wurden die theoretischen Kenntnisse gleich praktisch eingeübt. Dabei zeigten die Teilnehmenden keine Scheu mit den gut getrockneten archäologischen Resten oder den modernen noch weit plastischer vorhandenen Knochen umzugehen.
Alles in allem konnte der Workshop nach Eindruck der Lehrenden, J. Sigl und ihrer Assistentin M. Greshake, als voller Erfolg verbucht werden. Besonders haben wir uns über die rege Teilnahme und die Freude am Erfolg bei der Bestimmung der Tierreste gefreut. In ein paar Wochen soll ein ähnlicher Workshop in Assuan, Ägypten, abgehalten werden, auf den wir uns nach diesem schönen Erlebnis am Zusammenfluss des Weißen und Blauen Nils schon freuen.