"A hot week in Rome" - Projekt DeGree berichtet von der 21. INQUA
Es war eine „heiße Woche“ in Rom, mit Außentemperaturen über 40 °C und noch heißeren, sprich spannenden wissenschaftlichen Berichten in den Konferenzräumen der La Sapienza Universität. Das SPP Projekt DeGree war mit zwei Vorträgen auf den 21. INQUA, der Konferenz der International Union of Quarternary Research, die dieses Jahr vom 13. bis 20. Juli in der italienischen Hauptstadt stattfand. Rund 3000 Wissenschaftler*innen aus 50 Ländern waren für die Tagung angereist. Neben erfolgreichen Konferenzbeiträgen kehrten Michèle Dinies und Philipp Hoelzmann mit einer Menge neuer Eindrücke und Kontakte nach Berlin zurück.
Das Projekt DeGree beschäftigt sich mit dem Rückzug der grünen Vegetation aus der zentralen Sahara und der nördlichen Sahelzone. Im Fokus steht unter anderem das Tibesti Gebirge und die in seinem Umfeld liegenden Oasen. Über geochemische, sedimentologische und microbotanische Analysen werden Umweltveränderungen und (damit zusammenhängende) wirtschaftliche Umschwünge im Netzwerk dieser wichtigen Wasserreservoirs unter die Lupe genommen.
Philipp Hoelzmann berichtete in der Konferenz-Session „Quaternary of Northern Africa: Chronostratigraphy and Palaeoclimate variations” über holozäne Caldera-Seen im Tibesti-Gebirge. Diese heute trockenen Seen in einstigen Vulkankratern lieferten Beweise, dass die Berge des Tibesti aufgrund ihrer geographischen Lage und der während der Afrikanischen holozänen Feuchtperiode (ca. 9700 – 4500 vor heute) wie Wassertürme agierten. Hier sammelte sich Niederschlag und Abfluss und wurde abgeleitet in Vorgebirge und das Grundwasser abgeleitet. Der Vortrag regte eine lebhafte Diskussion über die unerwartet hohen Niederschlagsraten während der nordafrikanischen Feuchtzeit in den Gebirgsregionen der Sahara an. Diese werden von räumlich hoch aufgelösten Erdsystemmodellen simuliert und stimmen mit den sedimentologischen und geochemischen Untersuchungen der Paläoseereste überein.
Der Redebeitrag von Michèle Dinies drehte sich um ihr Fachgebiet, die Pollenanalyse. In der Session „Climate and environmental changes during the Holocene and past interglacials based on biological and geochemical proxies” stellte sie Modelle für die Verschiebungen von Wirtschafts- und Klimazonen in der zentralen Sahara vor. Diese Modelle basieren auf der Analyse von Pollen aus Sedimenten aus der gleichen Region, über die bereits Philipp Hoelzmann berichtete. Der Beitrag veranschaulichte die Validierung der neu überprüften, weiterentwickelten und verfeinerten Zuordnung von Pflanzentaxa zu den jeweiligen Pollentypen. So war eine detailliertere Rekonstruktion vergangener Ökosystemveränderungen möglich, als sie vorher anderweitig bereits vorgestellt worden war.
Natürlich war der persönliche Austausch mit vielen Kollegen aus der ganzen Welt ein weiterer wichtiger Punkt des Besuchs der Konferenz. Unter anderem lernten die zwei SPP-Mitglieder einen Nachwuchswissenschaftler aus der Republik Tschad kennen. Dieser soll mit Unterstützung des Koordinationsprojekts an der KAAK als zusätzliche wissenschaftliche Kraft für unsere Arbeit gewonnen werden. Diese Zusammenarbeit sollte ihm die Möglichkeit geben, seine eigene Karriere international voranzutreiben.
Bei zwei Tagungsexkursionen (1. Der antike Hafen von Rom (Ostia); 2. Eine Tour durch Vulkanologie und Archäologie an den neapolitanischen Vulkanen) wurde die enge Beziehung zwischen Archäologie und Geowissenschaften demonstriert und Teilnehmer aus vielen Disziplinen zusammengebracht. Philipp Hoelzmann nutzte diese Gelegenheit für neue wissenschaftliche Impulse für ein gemeinsames Projekt mit dem DAI, das in einem ähnlichen Umfeld angesiedelt ist. Bei einem wissenschaftlichen Treffen mit Dr. Camilla Colombi (DAI, Rom) und Prof. Pierluigi Pieruccini (Universität Turin) wurde vereinbart, in naher Zukunft im Rahmen des Prile-Projektes an der toskanischen Küste eng zusammenzuarbeiten.
Der 21. INQUA-Kongress in Rom war somit für die beiden Delegierten des SPP2143 „Entangled Africa“ ein voller Erfolg. Dem nächste INQUA-Kongress 2027 in Lakhnau, Indien, wird daher mit Vorfreude entgegengefiebert.
Autoren: Michèle Dinies + Philipp Hoelzmann