Gruppenfoto der Teilnehmer des Treffens

Bericht über die Jahrestagung der SPP Entangled Africa in Münster

Gruppenfoto der Teilnehmer des Treffens [Attribution: Lotta-Maris Schüler; Copyright: KAAK]

Bericht über die Jahrestagung der SPP Entangled Africa in Münster

Vom 10. bis 12. Februar 2025 fand an der Universität Münster das letzte Jahrestreffen des Entangled Africa Programms statt. An dem Treffen nahmen Mitglieder jedes der dreizehn Projekte, afrikanische Kooperationspartner und Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) teil. Diejenigen, die nicht persönlich anwesend sein konnten, hatten die Möglichkeit, über die Zoom-Plattform teilzunehmen.

Ziel des Treffens war es, die neuesten Ergebnisse der Projekte und Arbeitsgruppen zusammenzufassen, wobei der Schwerpunkt auf den ursprünglichen Forschungsfragen des Programms lag, um eine Bewertung der Arbeit zu ermöglichen. Entangled Africa hat eine Reihe beunruhigender Ereignisse erlebt, vor allem die Covid-19-Pandemie und politische Konflikte in mehreren Forschungsgebieten in Afrika, wie Tigray an der Grenze zwischen Äthiopien und Eritrea. Dennoch haben die Projekte alle Situationen gemeistert und die Forschung neu ausgerichtet, um die Ziele des Programms zu erreichen. 

Die Forscher von Entangled Africa erforschten faszinierende Einblicke in antike Werkzeuge, Töpferwaren, Umweltgeschichte und kulturellen Austausch in Afrika. Diskussionen über Nackenäxte zeichneten ihre Verbreitung und Bedeutung nach und enthüllten ihre weit verbreitete Verwendung in der Sahara sowie ihre Rolle in Handel und Handwerk. Die Analyse von Töpferwaren warf ein Licht auf die Lebensmitteltechnologie und lieferte Hinweise auf afrikanische Reis- und Maniok-Kochtechniken, während Lipid- und Isotopenstudien Aufschluss über die antike Ernährung gaben. Forschungen zu Siedlungsmustern im Sudan unterstrichen den Zusammenhang zwischen Wassermanagement, Klima und kultureller Entwicklung, einschließlich der Tatsache, dass Hafirs (Wasserreservoirs) eine Schlüsselrolle für Mobilität und Lebensunterhalt spielten. Die Keramik- und Handelsnetze der Kanem-Bornu-Region zeigten komplexe Wechselwirkungen auf, wobei neue Daten frühere Annahmen über kulturelle Verflechtungen in Frage stellten. Die Diskussionen zur historischen Ökologie betonten den Einfluss des Menschen auf die westafrikanischen Savannen, insbesondere die Bewirtschaftung der Shea-Parks, die auch heute noch von großer Bedeutung sind. In allen Themenbereichen unterstrich die Veranstaltung die Bedeutung von Altbeständen, neuen Analysetechniken und interdisziplinärer Zusammenarbeit bei der Erforschung der tiefen Vergangenheit Afrikas.

Internationale Mitglieder aller Projekte waren anwesend
Internationale Mitglieder aller Projekte waren anwesend [Attribution: J. Sigl; Copyright: KAAK]
Mamadou Cissés Keynote Vortrag berichtete über archäologische Forschung in Westafrika
Mamadou Cissés Keynote Vortrag berichtete über archäologische Forschung in Westafrika [Attribution: J. Sigl; Copyright: KAAK]

Mamadou Cisse hob in seiner Grundsatzrede an Tag 2 der Konferenz die Rolle von Gao als zentraler Handelsknotenpunkt im mittelalterlichen Mali hervor und zeigte Belege für die lokale Industrie, die Architektur der Elite und den transsaharischen Handel mit Glas, Salz und Metallen auf. Das SPP-Projekt Routes of Interaction zeichnete antike Handelsrouten in Äthiopien und Dschibuti nach und deckte dabei Verbindungen zwischen menschlichen Bewegungen und Landschaftsveränderungen auf. Baumringanalysen zeigten Klimaveränderungen, vulkanische Einflüsse und neue Methoden zur Untersuchung der Anatomie von altem Holz. Das archäologisch-linguistische Team, das in Westafrika arbeitete, untersuchte die Ausbreitung der Mande, wobei Keramik als kultureller und sprachlicher Marker verwendet wurde. Pollenstudien des Kongobeckens zeigten, wie Klimaschwankungen die Waldlandschaften und die menschliche Migration prägten. Weitere Diskussionen betrafen den mittelalterlichen Handel in Marandet, die geschlechtsspezifische Perspektive in der Archäologie und die Fortschritte bei der Erhaltung des digitalen Erbes.

Das Projekt FAIR.rdm machte erneut deutlich, dass die FAIR-Grundsätze (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) technischer Natur sind, während erfolgreiche Forschung komplexer ist und ethische Überlegungen erfordert (CARE-Grundsätze). Digitale Daten, insbesondere Bilder, erfordern eine umfangreiche Speicherung und Verwaltung. Das System iDAI.world hilft bei der Integration fragmentierter Daten, obwohl es noch Probleme mit der Interoperabilität gibt. KI- und Python-Tools haben die Verarbeitung von Metadaten für alle Projekte des Programms rationalisiert.

Die Ausstellung Planet Afrika mit ihrem Schwerpunkt auf dem afrikanischen Erbe und der Archäologie hat in Deutschland und Afrika großen Erfolg gehabt. In den Diskussionen über das Programm Entangled Africa im Allgemeinen wurden die Errungenschaften und die Notwendigkeit künftiger Kooperationen, Publikationen und institutioneller Strukturen erörtert, um die Dynamik über das offizielle Ende des Programms hinaus aufrechtzuerhalten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonten die Bedeutung von Sichtbarkeit, interdisziplinärer Arbeit und nachhaltiger Vernetzung. Die Veranstaltung endete mit einem Dank an das Koordinationsteam und der Hoffnung auf künftiges Engagement, unter anderem bei kommenden Konferenzen und Ausstellungen.

Frage- und Antwortrunde begleiteten jeden Vortrag
Frage- und Antwortrunde begleiteten jeden Vortrag [Attribution: J. Sigl; Copyright: KAAK]
Gemeinschaftliche Forschung wurde von mehreren Projektpartnern vorgestellt
Gemeinschaftliche Forschung wurde von mehreren Projektpartnern vorgestellt [Attribution: J. Sigl; Copyright: KAAK]

Trotz einiger Probleme mit der Unterkunft waren die Teilnehmer begeistert und freuten sich, ihre Arbeit in den verschiedenen Projekten und Arbeitsgruppen vorzustellen. Am ersten Tag erhielten sie eine Stadtführung durch Münster unter der Leitung von Lukas Lammers und am zweiten Tag einen Besuch im Archäologischen Museum Münster und im Bibelmuseum Münster unter der Leitung von Angelika Lohwasser. Um den Blick über den Tellerrand zu wagen und unseren afrikanischen Gästen einige europäische archäologische Forschungen zu präsentieren, besuchte etwa die Hälfte der Gruppe am letzten Tag den Römerpark Haltern am See. Die Führung vermittelte Einblicke in diese antike Befestigungsanlage der römischen Legionen östlich des Rheins, ihre kulinarischen Vorlieben und internationalen Verbindungen – und passte damit gut zu den Interessen des Entangled Africa Programms.

Insgesamt war man der Meinung, dass es ein großartiges Treffen war, auch wenn die meisten einräumten, dass sie die Arbeit des Projekts und seiner verschiedenen Projektmitglieder in Zukunft vermissen werden. Es wurden Pläne geschmiedet, die Arbeit auch außerhalb des Programmrahmens fortzusetzen und die gemeinsame Forschung zu Afrika auf künftigen Jahrestagungen zu fördern.

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