Nachruf Tilman Lenssen-Erz
Mit großer Trauer verabschieden wir uns von unserem Kollegen und Freund Tilman Lenssen-Erz. Er verstarb am 10.11.2023 im Kreis seiner Familie nach schwerer Krankheit. Wir wollen ihn als lebensfrohen, zuverlässigen Menschen, als einen Wissenschaftler, der seiner Zeit weit voraus war, in Erinnerung behalten.
Nach seinem Studium der Afrikanistik in Marburg, promovierte Tilman 1997 in Frankfurt zum Thema „Gemeinschaft – Gleichheit – Mobilität. Felsbilder im Brandberg, Namibia, und ihre Bedeutung“. Tilman lehrte noch bis 2021 an der Universität zu Köln zur Archäologie Afrikas. Dort hatte er zudem die Leitung der Felsbildforschung an der Forschungsstelle Afrika des Instituts für Ur- und Frühgeschichte inne.“ Im Rahmen des Schwerpunktprogramms Entangled Africa leitete er das Projekt zum Forschungsdatenmanagement an der Universität zu Köln.
In seiner archäologischen Arbeit am Brandberg war es für ihn bereits vor mehr als 20 Jahren ganz natürlich, die lokalen Gemeinschaften voll mit einzubeziehen. Aus diesem „community engagement“ gingen unter anderem die Dâureb Mountain Guides hervor. Sie begleiten Besucher*innen des berühmten Berges und schützen die archäologischen Stätten, die ihnen ihren Lebensunterhalt bescheren.
Tilman wusste um die Wichtigkeit von lokal tradiertem Wissen und erkannte dessen Bedeutung auch für die moderne wissenschaftliche Forschung. So entschlüsselte er zusammen mit hochspezialisierten San Fährtenlesern aus Namibia und seinem Kollgene Andreas Pastoors Jahrtausende alte Fußspuren in paläolithischen Höhlen in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland im Rahmen des Projekts „Tracking in Caves“.
Tilmans herzliche und mitfühlende Art Kolleg*innen und Freunden gegenüber und vor allem sein Humor haben ihn bis zum Schluss begleitet. Er hinterlässt eine riesige Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Wir fühlen mit seiner Familie in diesen Tagen und verabschieden ihn mit dem Zitat, das seine E-mails abschloss:
„May all my small mistakes go into their places and make little noise.“ [Nunivak-Inuit story ending]