Projekt 2 – Connecting foodways

Connecting Foodways (Wolf, Simone)

Kulturelle Verflechtung und Technologietransfer zwischen dem Mittleren Niltal und dem mittleren und östlichen Afrika während der frühen Eisenzeit

Michael Schmeling, licensed under CC BY 4.0 international, waterbodies © OpenStreetMap contributers, modification by Johanna Sigl

Projektbeschreibung

Der Schwerpunkt des Projekts Connecting Foodways ist die Erforschung alter kulinarischer Alltagstraditionen im nördlichen Afrika südlich der Sahara. Im Rahmen des Programms „Entangled Africa“ nutzen wir die archäologischen Zeugnisse dieser lebendigen und vielfältigen kulinarischen Traditionen, um die inter-regionale Interaktion und kulturelle Übertragung in West- und Nordostafrika während der frühen Eisenzeit (ca. 1000 v. Chr. – 1000 n. Chr.) zu untersuchen.

Unser Ansatz zur Untersuchung der inter-regionalen Interaktion und Weitergabe legt den Schwerpunkt auf Aktivitäten, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, und insbesondere auf die Rolle der häuslichen und haushaltsbezogenen Traditionen, der Wirtschaft und des Lernens in einer langfristigen Perspektive. Dies unterscheidet sich erheblich von den traditionellen Ansätzen zur inter-regionalen Interaktion, die sich in der Regel auf die Nachahmung durch Eliten und formale Interaktionsformen konzentrieren, z. B. durch die Untersuchung von Handel und Austausch, Prestigegütern und Stilen.

Der Schwerpunkt des Connecting Foodways-Projekts liegt auf der Untersuchung von Essenszubereitungsbereichen oder „Küchen“ und bescheidenen, handgefertigten Kochtöpfen sowie dem kulturellen Leben der Menschen, die sie benutzten. Ihre Analyse bietet eine analytische Grundlage für die Beschreibung kulinarischer Traditionen und kultureller Verbindungen auf der Grundlage der Überreste alltäglicher Kochpraktiken.

Hier vergleichen wir das wechselnde Auftreten funktioneller Merkmale zwischen regionalen kulinarischen Traditionen. Die materielle Kultur dieser Traditionen setzt sich aus zwei analytischen Hauptkomponenten zusammen: 1) Lebensmitteltechnologien, d. h. in erster Linie Keramikgefäße, die zur Aufbewahrung, zum Kochen und zum Verzehr verwendet wurden, sowie Kocheinrichtungen wie Öfen, und 2) Lebensmittel, d. h. botanische Überreste wie verkohlte Samen und auf Keramikgefäßen gefundene Lebensmittelreste.

In Phase 1 (2019-2022) des Projekts Connecting Foodways befassten sich unsere Forschungsaktivitäten mit der Untersuchung alter Ernährungstraditionen im nördlichen Ostafrika. Der Schwerpunkt lag dabei auf den Küchen und Häusern von Siedlungsplätzen, die kürzlich entlang des Mittleren Niltals im Sudan ausgegraben wurden, darunter die meroitische Stadt Hamadab, Tigray in Nordäthiopien sowie das prä-aksumitische Dorf Ziban Adi. Diese lieferten wichtige detaillierte Fallstudien zu den alltäglichen Ernährungsgewohnheiten der Menschen, die als Teil der Königreiche von Kush und Diamat lebten. Weitere Untersuchungen betrafen die Ernährungstraditionen der Menschen, die außerhalb dieser zentralen Gebiete siedelten. Zum Beispiel Gebiete im Ostsudan, entlang des Gash-Deltas und des Blauen Nils, sowie im Westsudan in Darfur und Kordofan, die als Regionen mit bedeutender kultureller Überlieferung identifiziert wurden.

Die Untersuchung der Küchenkontexte und Kochtöpfe aus dem nördlichen Ostafrika lieferte die Grundlage für regionale und intraregionale Vergleiche von Lebensmitteltechnologien und Nahrungsmitteln. Der Grad der Variation, der auf der Grundlage von morphologischen, Material- und Rückstandsanalysen festgestellt wurde, ermöglichte die Definition spezifischer Kochsets, die aus einer begrenzten Anzahl funktioneller Formen bestehen. Darüber hinaus wurden bestimmte kulinarische Merkmale als signifikante Marker-Typen für die Untersuchung breiterer inter-regionaler Interaktionen und kultureller Überlieferungen identifiziert, die überregional verbreitet sind. Dazu gehören Merkmale wie 1) kugelförmige Kochgefäße, 2) keramische Bratplatten und äußere Keramikbehandlungen, wie 3) mattierte Oberflächen.

In Phase 2 (2022-2025) des Connecting Foodways-Projekts werden diese Marker-Typen zur Untersuchung ähnlich wichtiger Regionen der kulturellen Übertragung im nördlichen Zentral- und Westafrika genutzt, wobei der Schwerpunkt auf einer Reihe von Fallstudien aus dem zentralen Tschad, der Tschadsee-Region, Zentral-Nigeria, dem inneren Niger-Delta in Mali und Südost-Mauretanien liegt. Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung von handgefertigten Kochtöpfen aus dem häuslichen Kontext sowie auf der Verwendung verschiedener regionaler Kulturpflanzen bei der Herstellung von Mahlzeiten. Die Beziehung zwischen den alltäglichen Ernährungstraditionen von Menschen, die innerhalb komplexer Gesellschaften der frühen Eisenzeit lebten, wie den archäologischen Kulturen der Nok und Gajiganna, und jenen, die außerhalb solcher Einheiten lebten, bleibt ein zentraler Untersuchungsschwerpunkt in unserer Analyse kultureller Interaktion.

Als Teil des Entangled Africa-Programms hat das Connecting Foodways-Projekt maßgeblich dazu beigetragen, die gemeinsame Forschung mit einer Reihe von Partnerprojekten und verwandten Missionen und Institutionen zu entwickeln. Unser Untersuchungsgebiet, das sich vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt, bildet eine wichtige Brücke zwischen den eher regional ausgerichteten Projekten in West- und Nordostafrika. Der Schwerpunkt auf sozialen und kulturellen Ernährungsgewohnheiten ergänzt auch naturwissenschaftliche Projekte, die sich auf Umweltaspekte der afrikanischen Ernährungsgeschichte konzentrieren und gemeinsame Interessen in Bezug auf Datenproduktion, Analyse und Managementstrategien haben. Das Projekt ist daher gut in das umfassendere Forschungsnetzwerk des Entangled Africa-Programms integriert, und wir sind dankbar für die großzügige Unterstützung unserer zahlreichen Kooperationspartner, ohne die dieses Projekt nicht möglich wäre.

Projektmitglieder

Dr. Simone Wolf
Antragsstellerin/Projektleiterin

Deutsches Archälogisches Institut / Zentrale Berlin

simone.wolf@dainst.de
Foto: privat.

Dr. Ulrike Nowotnick
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Deutsches Archäologisches Institut / Zentrale Berlin

ulrike.nowotnick@dainst.de

Link:
https://dainst.academia.edu/UlrikeNowotnick

Foto: K. Hülk.
Dr. Pawel Wolf
Co-Direktor

Deutsches Archäologisches Institut / Orientabteilung

pawel.wolf@dainst.de

Link:
https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/59338
Photo: S. Matthews.
Steven Matthews M.A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Deutsches Archäologisches Institut / Zentrale Berlin

steven.matthews@dainst.de

Link:
https://rug.academia.edu/StevenMatthews

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