Henchir Bourgou

Henchir Bourgou

Henchir Bourgou ist eine ca. 20 ha große antike Siedlung im nordöstlichen Hinterland der Insel Djerba. Der antike Name der Siedlung ist noch unbekannt, wenn auch verschiedentlich ein Bezug zu dem bei Plinius überlieferten Oppidum Phoar/Thoar hergestellt wurde. Trotz bedeutender Funde aus Oberflächensurveys und der stattlichen Reste eines hellenistischen Mausoleums, die auf eine bedeutende Rolle Henchir Bourgous in vorrömischer Zeit deuten, wurde die Antikenstätte zunächst nicht unter Denkmalschutz gestellt. Dies gelang erst 2017, als ein beträchtlicher Teil des Geländes von einer Shopping-Mall überbaut zu werden drohte. In Reaktion auf ein dringendes Hilfeersuchen der tunesischen Denkmalbehörde führten die Wissenschaftliche Abteilung der Zentrale des DAI und die Ludwig-Maximilians-Universität München eine Magnetometerprospektion durch, die etwa die Hälfte des antiken Siedlungsbereichs erfasste und dabei eine enorme Dichte des antiken Baubestandes erwies. Eine im Sommer 2018 von tunesischer Seite durchgeführte Sondage vor Ort und Aufarbeitung der Funde durch ein internationales Team im Jahr darauf, zeigte eine Stratigraphie, deren Schichten vom 8. Jh. v. Chr. bis in das 2. Jh. n. Chr. datiert werden können. In den nächsten Jahren sollen Fragen zur Siedlungsstruktur und Siedlungsgeschichte im Vordergrund stehen. Aber auch solche nach Wirtschaftsbeziehungen zwischen Djerba und den anderen Regionen des Mittelmeerraumes einerseits und dem saharischen/subsaharischen Hinterland andererseits werden untersucht. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bourgou bereits vor der phönizischen Kolonisation der Insel eine wichtige Relaisstation zwischen den mediterranen und transsaharischen Kommunikationskreisen war. Durch interdisziplinäre Studien soll das gewonnene Bild weiter differenziert werden. Und nicht zuletzt soll in den nächsten Jahren auch die Umwelt- und Klimageschichte der Insel weiter erforscht werden. Die geplanten Untersuchungen sollen mit der ca. 15 km entfernten Küstenstadt Meninx verglichen werden, die seit 2015 im Rahmen eines Forschungsprojektes der LMU München und des INP untersucht wird. Denn die beiden Orte bieten, wie die Voruntersuchungen zeigen, ein hervorragendes Fallbeispiel für einen systematischen Vergleich zweier zwar benachbarter Orte, die sich jedoch durch eine vollkommen unterschiedliche Siedlungsentwicklung auszeichnen. Ein Drittmittelantrag in Kooperation mit dem DAI, INP und der LMU München ist in Arbeit.

Mitglieder

Dr. Philipp von Rummel

DAI Zentrale

philipp.vonrummel@dainst.de

 

Dr. Heike Möller

DAI Zentrale

heike.moeller@dainst.de

Projektpartner

Dr. Reinder Neef

DAI | Referat Naturwissenschaften

reinder.neef@dainst.de

Dr. Michèle Dinies

DAI | Referat Naturwissenschaften

michele.dinies@dainst.de

Kooperationspartner

Dr. Sami Ben Tahar

Institut National du Patrimoine | Houmt Souk (Djerba)

 

Dr. Michel Bonifay

Maison Méditerranéene des Sciences de l’Homme | Centre Camille Jullian | Aix-en Provence

mbonifay@mmsh.univ-aix.fr

Dr. Tomoo Mukai

Maison Méditerranéene des Sciences de l’Homme | Centre Camille Jullian | Aix-en Provence

Prof. Dr. Stefan Ritter

LMU München | Institut für Klassische Archäologie

stefan.ritter@lmu.de

 

Dr. Karin Mansel

LMU München | Institut für Vor- und Frühgeschichtl. Archäologie

Prof. Dr. Jörg Fassbinder

LMU München | Institut für Geo- und Umwelt-wissenschaften, Geophysik

Prof. Dr. Dr. Joris Peters

LMU München | Paläoanatomie, Domes-tikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin

Dr. phil. Simon Trixl

LMU München | Paläoanatomie, Domes-tikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin

Abbildungen

Fig. 1    Henchir Bourgou [DAI Zentrale, Foto von Philipp von Rummel].

Fig. 2    Gebälkfragment [Foto von Björn Schumann].

Fig. 3    Plan mit Magnetometrie [Foto von Silvio Reichmuth].

Fig. 4    Keramikassamblages Sondage 3 [Foto von Saskia Büchner-Matthews].