Überregionale Kontakte zwischen dem nördlichen Horn von Afrika und dem Niltal
Ziel des Projektes ist es, verschiedene Mobilitätsformen und Interaktionsrouten der Hochlandkulturen des nördlichen Horns von Afrika zum Mittleren Nil, dem nordostsudanesischen Gash-Delta sowie Teilbereichen Ägyptens zu untersuchen. Dabei gilt es zu klären, inwieweit der innerafrikanische Austausch von Menschen, Ideen und Objekten zur Entwicklung der äthiopischen Hochlandkulturen beitrug und gleichzeitig, welchen Einfluss das Hochland auf das sudanesisch-ägyptische Niltal und das Gash-Delta besaß.
Der chronologische Rahmen reicht vom 2. bis zum frühen 1. Jt. v. Chr. Dabei handelt es sich um einen Zeitraum, in dem überregionale innerafrikanische Kontakte zwischen diesen Regionen über verschiedene archäologische Materialgattungen und sudanesisch-ägyptische Schriftquellen nachgewiesen werden können. Zudem schließt er den Beginn der Formierung komplexer Gesellschaften am nördlichen Horn von Afrika ein. Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Rekonstruktion der Siedlungsmuster und Verbindungswege innerhalb des äthiopischen Hochlands sowie zu den nördlich und östlich anschließenden Gebieten bis zum Roten Meer (Eritrea).
Die Frage, warum Siedlungen an dem Platz gegründet wurden, an dem sie liegen, kann dabei nicht allein mit archäologischen Methoden beantwortet werden, sondern erfordert die Einbeziehung der physischen Geographie und der Landschaftsarchäologie. Eine Auswertung der verschiedenen Themenstellungen erfolgt daher unter vergleichender archäologischer, historischer und geographischer Perspektive. Auf der Grundlage von Least-Cost-Path Analysen, dem Vorkommen natürlicher Ressourcen und in Kenntnis der Paläo-Umweltbedingungen sowie unter Berücksichtigung historischer Reiseberichte wird die Lage antiker Fundplätze in ihrem Verhältnis zu Interaktionsrouten erforscht. Die überregionalen Zusammenhänge werden zum einen durch klassische Materialstudien (vorwiegend Keramik und Obsidianartefakte) sowie durch naturwissenschaftliche Analysen des metallurgischen und paläozoologischen Fundgutes sichtbar gemacht. Das Ziel ist, die noch bis in die Moderne bestehenden Migrationsbewegungen und Warenströme in ihrer diachronen Perspektive zu erfassen und die Verflechtung stark gegensätzlicher Großräume als ein Phänomen innerafrikanischer Kulturentwicklung zu betrachten.
Mitglieder
Dr. Iris Gerlach
DAI Orientabteilung |Außenstelle Sanaa
iris.gerlach@dainst.de
PD Dr. Dietrich Raue
Georg Steindorff Universität Leipzig | Ägyptisches Museum
dietrich.raue@uni-leipzig.de
Prof. Dr. Brigitta Schütt
Freie Universität Berlin | Institut für Geographische Wissenschaften
Dr. Kristina Pfeiffer
DAI Orientabteilung | Außenstelle Sanaa
kristina.pfeiffer@dainst.de
Dr. rer. nat. Jacob Hardt
Freie Universität Berlin | Physische Geographie
jacob.hardt@fu-berlin.de
Christopher Breninek B.A.
Georg Steindorff Universität Leipzig | Ägyptisches Museum
Anna Grünberg
Georg Steindorff Universität Leipzig | Ägyptisches Museum
anna.gruenberg@uni-leipzig.de
Abbildungen
Fig. 1 Überblick über das Plateau mit der Sondage an Fundstelle S40, im Bildhintergrund das südliche Rama Tal [Universität Leipzig, Foto von Cristopher Breninek].
Fig. 2 Kopffragment einer Tierfigurine, Fundstelle S42, Fundnummer: RS19-15 [DAI Orient-Abteilung, Foto von I. Wagner].