Ein äthiopisch-deutsches Kooperationsprojekt in Yeha (Provinz Tigray, Äthiopien)
Zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. kommt es am nördlichen Horn von Afrika zu einem kultureller Wandel, der durch die Migration sabäischer Bevölkerungsgruppen aus Südarabien (Jemen) ausgelöst wurde. Als Folge formiert sich ein neues Gemeinwesen, dessen politisches und religiöses Zentrum der Fundplatz Yeha ist. Die Erforschung des antiken Kulturraums von Yeha mit seinen indigenen und fremden Traditionen steht seit 2009 im Vordergrund eines äthiopisch-deutschen Gemeinschaftsprojektes mit der Universität Jena. Es umfasst neben archäologischen, bauhistorischen und epigraphischen Forschungen auch geologische, archäobotanische sowie paläozoologische Untersuchungen. Kulturerhaltmaßnahmen, Aufgaben des Site Managements sowie Restaurierungsarbeiten komplimentieren das Projekt ebenso wie Fortbildungsprogramme. Seit 2016 wird es durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Eine Besiedlung des Fundplatzes Yeha kann bereits für das späte 2. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen werden. Zu einem überregionalen Zentrum wird es allerdings erst ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. Zu dieser Zeit entstehen ausgedehnte Wohngebiete, zudem werden Verwaltungs- und Sakralbauten errichtet sowie mehrere Nekropolen angelegt (fig. 1). Um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. zerstört eine Brandkatastrophe die Monumentalbauten. Mit dem Erstarken der aksumitischen Herrschaft erlebt der Ort im frühen 1. nachchristlichen Jahrtausend einen erneuten Aufschwung.
Wahrzeichen von Yeha ist der im 7. Jahrhundert v. Chr. nach südarabischen Bautraditionen errichtete, 14 m hoch erhaltene Große Tempel (fig. 2). Dieser ist dem sabäischen Hauptgott Almaqah geweiht. Das Bauwerk erhebt sich auf dem Kirchenhügel und wurde im 6. Jahrhundert zur Kirche geweiht. Bis heute ist es ein heiliger Ort der äthiopisch-orthodoxen Christen. Zwei weitere Tempel sowie ein repräsentativer Monumentalbau befanden sich ebenfalls in diesem Sakralbezirk. Westlich davon erhebt sich der mehrstöckige, um 800 v. Chr. errichtete Palast (fig. 3). Sein Mauerwerk bestand aus Holzbalken und Bruchsteinen. Mit einer Grundfläche von 60 x 60 m ist es der bislang größte Holz-Stein-Bau sowohl in Ostafrika wie in Südarabien. Die Nekropolen von Yeha bestehen aus Schachtgräbern, die einen senkrecht in den Fels geschlagenen Schacht mit anschließenden Grabkammern aufweisen (Abb. 4). In ihnen wurden die Verstorbenen kollektiv, möglicherweise im Familienverband mit einer Vielzahl von Beigaben bestattet
Mitglieder
Dr. Iris Gerlach
DAI Orientabteilung | Außenstelle Sanaa
iris.gerlach@dainst.de
Prof. Dr. Norbert Nebes
Friedrich-Schiller-Universität Jena | Semitische Philologie und Islamwissenschaften
norbert.nebes@uni-jena.de
Kooperationspartner
Dipl.-Ing. Maren Lindstaedt
HCU Hamburg | Geodäsie und Geoinformatik
maren.lindstaedt@hcu-hamburg.de
Dipl.-Ing. Klaus Mechelke
HCU Hamburg | Geodäsie und Geoinformatik
klaus.mechelke@hcu-hamburg
Prof. Dr. Joris Peters
Ludwig-Maximilians-Universität München
joris.peters@palaeo.vetmed.uni-muenchen.de
PD Dr. Dietrich Raue
Karl-Marx-Universität Leipzig | Ägyptisches Museum – Georg Steindorff
dietrich.raue@uni-leipzig.de
Prof. Dr.-Ing. Thekla Schulz-Brise
TU Berlin | Historische Bauforschung und Denkmalpflege
thekla.schulz-brize@tu-berlin.de
Dr. Christian Weiß
Eberhard-Karls-Universität Tübingen | Geological Survey and Consulting Tübingen
christianweiss@posteo.de
Projektpartner
Dr. Mulugeta Fisseha
Authority for Research and Conservation of Cultural Heritage (ARCCH) Ethiopia
mulugetafyg@gmail.com
Birkti Gebremedhin
Tigrai Culture and Tourism Bureau (TCTB) Ethiopia
gbirkti@gmail.com
Negassi Awetehey
Aksum University | Department of archaeology and heritage management
negasiawetehey@gmail.com
Abbildungen
Fig. 1 Blick über die moderne Siedlung von Yeha mit dem Kirchenareal und dem Großen Tempel
[DAI Orientabteilung, Foto von K. Mechelke].
Fig. 2 Der Große Tempel von Yeha [DAI Orientabteilung, Foto von I. Wagner].
Fig. 3 Rekonstruktion des Palastes von Yeha [DAI Orientabteilung, Foto von M. Schnelle].
Fig. 4 Blick über eine Nekropole bei Yeha [DAI Orientabteilung, Foto von K. Mechelke].