'De-Greening' - Aridisierung der zentralen Sahara: Holozäne Umweltdynamik im Tibesti Gebirge und dem Ounianga Becken, Tschad (DeGree)
Die Sahara ergrünte während des Frühen und Mittleren Holozäns. Die ‚Grüne Sahara‘ bot eine Vielzahl von Subsistenzmöglichkeiten und erleichterte Austausch und Migration. Das sukzessive Verschwinden der Savannen-Vegetation während des Mittleren Holozän erforderte Anpassungsstrategien der dort lebenden Menschen.
Oasen und Gebirge spielen in diesen ständig arider werdenden Landschaften wohl eine zentrale Rolle als Refugialräume und somit auch als Ausbreitungszentren, wenn die ökologischen Bedingungen wieder günstig sind.
Im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms ‚Entangled Africa‘ hat sich das ‚DeGree‘ Projekt zum Ziel gesetzt, Schlüsselperioden mit überregional ausgeprägten ökologischen Umbrüchen für das Mittlere und Späte Holozän zu bestimmen. Diese letzten 6000 Jahre umfassen den Übergang einer Savannen-Landschaft während des Mittleren Holozäns bis hin zur heutigen Wüstenlandschaft.
Diese paläo-ökologischen Schlüsselperioden werden mit Forschungen zum Beginn und Entwicklungen der Oasenwirtschaft kombiniert. Die Geschichte dieser mit den Wüstenlandschaften aufs Engste verbundenen Lebensweise ist für die Zentrale Sahara bislang kaum erforscht.
In einen ersten Schritt werden Perioden mit tiefgreifenden Ökosystem-Änderungen und Perioden mit nur geringen Fluktuationen definiert. In einem zweiten Schritt werden dann zwei mögliche Hypothesen untersucht: Förderten einschneidende Ökosystem-Änderungen sozio-kulturelle Neuerungen oder waren es vielmehr stabile Umweltbedingungen, welche Entwicklungen von neuen Lebensweisen und Austausch-Netzwerke begünstigten?
Ein weiterer Schwerpunkt ist die postulierte zunehmende Intensivierung menschlicher Landnutzung, insbesondere der Oasenwirtschaft in der Zentralen Sahara. Eigene Untersuchungen und die Zusammenstellung von verfügbaren Daten zu Nutzpflanzen in der Vergangenheit und heute lässt neue Erkenntnisse zu dieser gut an Wüsten angepassten Lebensweise erwarten. Welche einheimischen Nutzpflanzen kamen während der verschiedenen Perioden vor? Wie änderte sich das Nutzpflanzen-Spektrum im Verlauf der Zeit?
Mitglieder
Dr. Philipp Hoelzmann
FU Berlin | Institut für Geographische Wissenschaften
philipp.hoelzmann@fu-berlin.de
Dr. Michèle Dinies
FU Berlin | Institut für Geographische Wissenschaften
michele.dinies@fu-berlin.de
Lena Schimmel
FU Berlin | Institut für Geographische Wissenschaften
lena.schimmel@fu-berlin.de
Projektpartner
Dr. Reinder Neef
DAI Zentrale | Archäobotanik, Referat für Naturwissenschaften
reinder.neef@dainst.de
Prof. Dr. Martin Melles
Universität Köln | Institut für Geologie und Mineralogie
mmelles@uni-koeln.de
Dr. Volker Wennrich
Universität Köln | Institut für Geologie und Mineralogie
volker.wennrich@uni-koeln.de
Dr. Stefan Kröpelin
Universität Köln | Africa Research Unit, Institute of Prehistoric Archaeology
s.kroe@uni-koeln.de
Abbildungen
Fig. 1 Der vom Grundwasser gespeiste Lake Yoa im Norden des Tschad – ein außergewöhnliches Zeugnis
mitten in der Sahara [Foto von George Steinmetz].
Fig. 2 Amaranthaceae-Pollen, ein typischer Vertreter der heutigen Wüstenvegetation. Pollen und
geochemische Analysen sind die Proxies, die im Projekt „DeGree“ untersucht werden. [Foto von
Michèle Dinies].
Fig. 3a/b Zwei Skizzen, die die Entwicklung der Oasenlandwirtschaft an verschiedenen Oasen im
Trockengürtel der Alten Welt veranschaulichen [Foto von S. Walter].