Was ist TANA?

Beginnend mit den ältesten Spuren der Menschheit verfügt Afrika über eine überaus reiche archäologische Überlieferung. Daher ist das Deutsche Archäologische Institut (DAI) bereits seit Jahrzehnten vertreten durch verschiedene Kommissionen und Abteilungen in Afrika engagiert. Im Jahr 2014 wurde das das TransArea Network Africa (TANA) gegründet. TANA verfolgt einerseits das Ziel, die Projekte des DAI untereinander sowie mit seinen afrikanischen wie weltweiten Partnern besser zu vernetzen, um so die afrikanische Archäologie in Forschung und Denkmalschutz weiter zu stärken. Anderseits will TANA auch nach Deutschland zurückwirken, um die Relevanz Afrikas in der deutschen Forschungslandschaft weiter zu stärken und als Forschungsplattform bestehende Kooperationen mit Universitäten und anderen Akteuren des deutschen Wissenschaftssystems zu festigen und zu erweitern. Die Globalisierung stellt eine Herausforderung an die Wissenschaften und die etablierten Narrative dar, selbstverständlich auch und besonders in Hinsicht auf den afrikanischen Kontinent. Austausch, Interaktion, Verflechtung und Netzwerke ähnlicher unserer heutigen Welt charakterisierten auch vergangenen Zeiten stärker, als es durch die gewachsene Wissenschaftslandschaft abgebildet wird. Daher will TANA auch dazu beitragen das allgemeine Bewusstsein für Vielfalt und Multi-Perspektivität historischer Verflechtungsprozesse zu öffnen und bestehende disziplinäre und territiorialstaatliche Grenzen zu überwinden.

Das Netzwerk umfasst derzeit die Kommission für Archäologie außereuropäischer Kulturen in Bonn, die Abteilungen Kairo, Rom und Madrid, die Orient-Abteilung, die Berliner Zentrale mit dem Referat für Kulturgüterschutz und Site Management, dem IT-Referat, dem Architekturreferat, dem Referat Naturwissenschaften, dem Friedrich Hinkel-Forschungszentrum und deren Partner, vor allem aus afrikanischen Staaten aber auch anderen europäischen und weltweiten Institutionen. Innerhalb Deutschlands profitiert TANA durch die Mitgliedschaft des DAI im Forum Transregionale Studien Berlin sowie der Einbindung der Mitglieder in verschiedene Exzellenzcluster und Sonderforschungsbereiche. Auf regelmäßigen Treffen des Netzwerkes werden mit Partnern der zumeist multilateral aufgebauten Projekte übergreifende Fragen der afrikanischen Archäologie diskutiert. Diese gemeinsam entwickelten Fragestellungen ermöglichen es, Projekte aus wissenschaftlichen Einheiten mit zumeist geographischer Zuständigkeit beziehungsweise disziplinären Spezialisierungen zu verbinden und räumliche Zusammenhänge früher Kulturen in transregionaler Perspektive wahrzunehmen.

Von besonderem Interesse sind Fragen, die Bezüge zu aktuellen Themen und Herausforderungen aufweisen. In Hinsicht auf den afrikanischen Kontinent ist hier vor allem die Frage nach den kulturellen Wurzeln heutiger Gesellschaften zu nennen, die häufig direkt mit aktuellen Identitätsdiskursen verbunden ist. Dazu soll der bis heute wirkende Einfluss von weit in die Vergangenheit reichenden verbindenden und trennenden Faktoren historischer Kulturräume wie Austauschprozesse, Interdependenzen und Konfliktlinien thematisiert werden. Die Einsicht in die historische Genese dieser Faktoren kann dann einen Beitrag zum Verständnis der  aktuellen Verhältnisse leisten. Weitere wichtige Themenfelder unserer Forschungsprojekte sind Fragen zur Nutzung von Landschaft und Ressourcen im Wandel der Zeit.

Ein zusätzliches Betätigungsfeld von TANA ist die Unterstützung unsere afrikanischen Partner im Bereich des Denkmal- und Kulturgüterschutzes. Hier bietet die digitale Wende die große Chance, durch gemeinsamen Zugriff auf Wissensressourcen wie Bibliotheken und Archive, eine gleichberechtigte Kooperation zu ermöglichen. In diesem Sinne können die Daten und Bestandteile der digitalen Welt des DAI (iDAI.world) gezielt zugänglich gemacht werden. Mit unseren Partnern werden zudem gemeinsam digitale Denkmalregister und Archive entwickelt und Vorbereitungen für Anträge auf Schutzstatus bis hin zum UNESCO Weltkulturerbestätten unterstützt.

Ein konkretes Ausbildungsformat sind Field schools in denen die Anwendung moderner Dokumentations-, Prospektions- und Fernerkundungsmethoden trainiert werden. TANA unterstützt in dem Zusammenhang die Universitäten in Berlin und Brandenburg, ein Center of Excellence for Applied Cultural Heritage Studies in Äthiopien aufzubauen.  Dabei soll in Kooperation mit der Universität in Mekelle dringend benötigte Ausbildungskapazitäten für die Erforschung, den Erhalt, den Schutz und die Vermittlung des reichen kulturellen Erbes Ostafrikas aufgebaut werden.

Neben den gemeinsamen Treffen aller DAI-Afrikaprojekte entwickeln TANA-Mitglieder weitere Vernetzungsformate. Hier ist in erster Linie das von der DFG geförderte Schwerpunktprogramm „Entangled Africa: Innerafrikanische Beziehungen zwischen Regenwald und Mittelmeer (ca. 6.000 – 500 Jahre vor heute)“ (SPP 2143) zu nennen. Das mit mehr als 10 Millionen Euro ausgestattete Schwerpunktprogramm wird über einen Zeitraum von sechs Jahren (2018-2024) zahlreichen interdisziplinären Gruppen deutscher Forschungsinstitute die Möglichkeit geben, intensiv zu von Ihnen gewählten Themen im nordhemisphärischen Afrika zu arbeiten. Im Mittelpunkt steht die Hypothese, dass überregionale Interaktionen von Individuen und Gruppen seit dem Spätholozän das Erscheinungsbild des traditionellen Afrikas entscheidend geprägt haben. Es entstand ein dynamisches Geflecht weitreichender innerafrikanischer Beziehungen und Bewegungen, die in den letzten Jahrtausenden einen prägenden Einfluss auf Kulturen und Gesellschaften hatten und in mancher Hinsicht heute noch von großer Bedeutung, ja zum Teil sogar von erheblicher aktueller Brisanz sind.

Ein weiteres übergreifendes TANA-Projekt ist die Schaffung und Bereitstellung von Massive Open Online Courses (MOOCs) über Archäologie und Kulturerhalt in Afrika. An diesem Projekt beteiligen sich neben dem DAI auch zahlreiche afrikanische und europäischen Universitäten sowie andere Forschungsinstitute. Das e-learning-Angebot richtet sich Studierende, Lehrende und politische Entscheidungsträger vornehmlich in den Gast- und Partnerländern des DAI. Der Schwerpunkt liegt in Regionen, die aktuell durch fehlende Strukturen oder Krisen einen besonderen Bedarf aufweisen. Im Rahmen der iDAI Welt wird es eine eigene Plattform geben, über die das von TANA produzierte Lehrmaterial zur Verfügung gestellt wird.